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Llarian
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03.02.2012 16:20 |
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Lieber H_W, es ist weniger eine Frage der Geduld als der Strategie und der persönlichen Erfahrung. Sowohl Argumentationsweise wie auch Argumentationshintergrund von Wahlberliner sind mir durchaus vertraut und zwar persönlich vertraut. Vor vielleicht 10 oder 15 Jahren hätte ich sehr ähnlich argumentiert, mit der selben Zielrichtung und, nebenbei gesprochen, deutlich unhöflicher (insofern hebt sich der Wahlberliner sehr angenehm von meinem damaligen Gegenstück ab). Das war schlicht das Ergebnis von jahrelanger Indoktrination in Schule und Medien. Seitdem haben sich zwei Dinge verändert: Ich habe sehr viel dazugelernt und verstehe nun wirklich ein bischen was von der einen oder anderen Thematik (ohne mein Wissen durch google pimpen zu müssen). Zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass vieles von dem was ich damals für richtig hielt, gelogen war. Und was noch schlimmer war, ich habe die Erfahrung gemacht, dass so einige von denen, die ich für "blöde Kapitalisten" oder "Neoliberale" gehalten habe, die Eigenschaft hatten Recht zu behalten. Und das hat dann dazu geführt, dass ich irgendwann umgedacht habe (der hier Anwesende R.A. kennt mich noch aus dieser Zeit und ist einer von denen gewesen, die Recht behielten). Das ist nicht an einem Tag passiert oder in einem Monat oder mit einem Schlüsselerlebnis, das ist im Laufe der Zeit gekommen. Wenn jemand eine Meinung, die er sich jahrelang herangebildet hat, vertritt, so wie unser Wahlberliner hier, dann wird man diese nicht an einem Tag oder mit einer Diskussion widerlegen können. So funktioniert der menschliche Verstand nicht und wenn das eingetreten wäre, dann wäre das ganze Gespräch wirklich sinnlos, denn jemand der seine Meinung so schnell aufgäbe, hätte nie wirklich eine gehabt.
Aber in ein paar Monaten, Jahren, vielleicht sogar noch länger, wird vieles von dem eingetreten sein, was wir hier diskutieren. Ich glaube ja fest an die Richtigkeit meiner Argumente und ich glaube auch an den Sachverstand der wirklichen Experten hier. Und dann besteht die Chance zum Umdenken für diejenigen, die falsch liegen. Ein Ideologe, ein Troll, ein Kollektivist oder einfach ein dummer Mensch wird dadurch seine Meinung nicht ändern, er wird sie ohnehin nie ändern. Aber jemand der diese Attribute nicht erfüllt, der wird sich irgendwann die Frage stellen, warum die anderen Recht behalten und er Unrecht. Man kann es ja auch vom anderen Standpunkt sehen: Wenn ich was aus der Stahlindustrie erzähle, dann ist zwar (hoffentlich) informativ, firmiert aber genaugenommen unter dem Attribut "der kann ja viel erzählen, ich kann es eh nicht nachprüfen". Und das stimmt ja auch. Wenn aber wirklich in einigen Jahren die Hütten aus Deutschland wegziehen, wenn Deutschland international in die Zweitklassigkeit zurückfällt, wenn das ganze schöne Geld, dass in Deutschland verdient wurde, nicht mehr da ist und auch nicht mehr umverteilt werden kann, dann ist es kein Gerede mehr. Und dann kann man sich fragen, warum hatte der damals Recht, bzw. warum hatte ich eigentlich Unrecht ?
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