Zitat von Martin Wulffs hat sich auf das falsche Image versteift. Nichts gefällt dem Volk mehr als an der Fassade von Biedermännern zu kratzen. Das ist auch die eigentliche Rolle der Bild in diesem Spiel (Wie kann man ihr ernsthaft die Rolle des Moralwächters andichten wollen?).
"Das Volk" (also Sie und ich und wir alle) ist da, lieber Martin, sehr ambivalent, glaube ich.
Das alte "Hossiana - kreuzigte ihn" trifft es schon sehr gut. Wir achten jemanden, ja verehren ihn unter Umständen, jubeln ihm zu - solange er unserem Bild von einer Führungsfigur entspricht. Da mögen auch, weil die Haltung eben ambivalent ist, aggressive Impulse in uns sein, aber sie werden unterdrückt.
Das Ambivalente kippt, sobald der Betreffende "aus der Rolle fällt", wie es die Umgangssprache sehr treffend sagt. Dabei ist vermutlich ein Fehlverhalten als solches nicht so schlimm, wie daß diese Person Schwäche zeigt.
Denn das "Aufsehen" zu jemandem, der Respekt basiert immer wesentlich auf der Anerkennung seiner Stärke; auf welchem Feld auch immer - ein vermutlich evolutionär sehr altes Merkmal des zoon politikon Mensch.
Zeigt sich die Person schwach und gibt es auch obendrein noch konkreten Anlaß zur Kritik, dann kippt die Haltung ihm gegenüber. Das ist jetzt Wulff passiert. Sein weinerliches Interview war das Dümmste, was er machen konnte. (Nebenbei: Könnte man sich vorstellen, daß die Kanzlerin auf Vorwürfe so reagiert, daß sie auf ihre Arbeitslast verweist, auf Menschliches, das ihr eben auch passiere? Daß sie derart jemals zu Kreuze kriecht, wie Wulff das gemacht hat?).
Und ist da Ansehen erst einmal weg, dann hilft eben nichts mehr. Macht kann man zurückerobern. Wenn man sein Vermögen verliert, kann man sich ein neues erarbeiten. Aber wer unten durch ist, der kommt nicht wieder auf einen grünen Zweig.
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