Zitat von FTT_2.0Wenn ich hier mal kurz zum Thema Polarisierung in den USA einhaken darf.
Aber immer, lieber FTT! An einem Dialog können bekanntlich mehr als zwei teilnehmen; denn das Wort hat nichts mit "zwei" zu tun.
Zitat von FTT_2.0Die hat, wenn man der politikwissenschaftlichen Literatur dazu glauben kann, unter den "Eliten" kontinuierlich zugenommen... aber schon seit den Zeiten von McGovern und Goldwater, sicher aber seit den 80igern. Für das Verhalten der Bevölkerung ist sich die Forschung uneiniger, ob sich die Wählereinstellungen wirklich polarisiert haben. Festzuhalten ist, dass man da eher von einer längerfristigen Entwicklung ausgeht, die Bush und Obama vorausgehen und für die beide möglicherweise eher Symptome als Ursachen sind.
Vielleicht überlagern sich eine langfristige Entwicklung und aktuelle Faktoren.
Was das Langfristige angeht, kann man argumentieren, daß es seit, sagen wir, ungefähr 1970 - der Zeit des Vietnam-Protests, von Woodstock, des Musicals Hair, der Hippies - eine zunehmende Spaltung der amerikanischen Gesellschaft gibt, wie sie vielleicht in Easy Rider (1969) am besten dargestellt wird.
Seither haben sich die Mehrheitsverhältnisse verschoben und verschieben sie sich weiter - durch Generationswechsel, durch Einwanderung. Derjenige Teil der US-Gesellschaft, der in Easy Rider von den rednecks repräsentiert (eher in ihnen karikiert) wird, ist im Rückzug begriffen; die easy riders, das bunte linke Spektrum sind im Vormarsch.
Pointiert gesagt: Die Minderheiten sind im Begriff, die Mehrheit zu werden; sind es vielleicht schon.
Das ist wie eine tektonische Verschiebung. Manchmal entladen sich solche Verschiebungen in Erdbeben. Das sind dann die Phasen, wo die Spaltung virulent wird.
Das war so in den letzten Jahren Bushs, als die Stimmung wieder ähnlich wurde wie Anfang der siebziger Jahre - damals wegen des Vietnam-, jetzt wegen des Irakkriegs.
Und das ist jetzt wieder so unter Obama. Er - der Linke, der Schwarze, der Sohn eines (vorübergehenden) Einwanderers - verkörpert dieses andere, neue Amerika. Er verkörpert es auf eine für die traditionellen USA provokante Weise, indem er - Obamacare, Etatismus in der Wirtschaftspolitik - ostentativ das Land umkrempeln, es sozialdemokratisieren will.
Dagegen richtet sich die Ablehnung der Konservativen. Sie wollen - ich habe das schon in ZR geschrieben - nicht "zurück"; sie wollen nur ihr Amerika vor dieser Umgestaltung bewahren. Einer Umgestaltung, die in ihren Augen dem Land seinen Charakter nehmen würde.
Ich vermute, daß sie damit Recht haben. Die Stärke der USA war immer die Freiheit und Initiative des Einzelnen; die Freiwilligkeit statt staatlichen Zwangs; der Wettbewerb statt einer Bürokratisierung, wie sie Obamacare bringen soll.
Wenn die USA sozialdemokratisiert werden sollten, dann werden sie nicht das bessere Europa sein, sondern ein schlechter Abklatsch Europas; ihrer Stärken beraubt und vielleicht damit zum Niedergang verurteilt.
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