Zitat Man kann argumentieren: Mit der Invasion des Irak. Saddam Hussein wäre ein Bollwerk gegen den Iran gewesen. Aber a) hatte die Invasion damals ja gute Gründe, die ich oft erläutert habe; nicht zufällig wurde sie von nahezu dem gesamten Kongreß gebilligt (Ron Paul war dagegen, wenn ich mich recht erinnere).
Und b) zeigt die jetzige Entwicklung, daß Diktaturen im arabischen Raum nicht stabil sind. Wäre Saddam Hussein nicht durch eine Invasion, sondern durch einen Aufstand der Schiiten und Kurden gestürzt worden, dann wäre das Chaos noch größer gewesen als zeitweilig nach der Invasion.
Sehr geehrter Zettel, hier stimme ich mal nicht mit Ihnen überein. Ich gebe zu hier sehr subjektiv zu sein aber dies hat auch private Gründe. Ich war selbst ein Jahr vor dem ersten Irakfeldzug, mehrfach in Bagdad und kann davon berichten, dass dieses Land und seine Bewohner ausgesprochen westlich orientiert waren. In Bagdad waren die Frauen unverschleiert, die Infrastruktur hervorragend, die Kliniken auf dem neuesten Stand und die Sitten eher wie in einer europäischen Großstadt. Christen hatten keine Verfolgung zu befürchten und die Saudis kamen samt Harem im Flugzeug, um sich in den zahlreichen Restaurants und Bars einen hinter die Binde zu kippen. ( Der Irak galt ja als islamisches Land und war somit als Reiseziel politisch korrekt). Westliche Ausländer (und davon gab es Unzählige!) Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Engländer und Deutsche konnten sich jederzeit frei in der Stadt bewegen und wurden von der fast durchwegs englischsprachigen Bevölkerung freundlich behandelt. Das Regime war sicher eine Militärdiktatur, die ihre Gegner erbarmungslos verfolgte, aber das war in anderen arabischen Staaten auch nicht anders. Der erste Fehler des Westens, lag meiner Meinung nach in der massiven Reaktion auf die Besetzung von Kuweit die zum Kreuzzug hochstilisiert wurde und im anschließenden langjährigen Embargo. Die Zivilbevölkerung verarmte und litt unter der dramatisch verschlechterten Versorgungslage ohne dass das Regime entscheidend getroffen wurde. Der Irak wurde zum Feind des Westens erklärt. Ein einst blühender Staat wurde auf den Stand eines Entwicklungslandes zurückgebombt. Dennoch nutzte man Saddam als nützliches Bollwerk gegen den Iran und den Schiitischen Einfluss. Der Aufstand der Schiiten gegen Saddam, wurde von seinen Truppen blutig niedergeschlagen ohne dass der Westen eingriff. Im zweiten, mit äußerst fadenscheinigen Begründungen geführten Krieg, wurde dummerweise die restliche Führungsschicht und staatliche Struktur zerstört. Die Amerikaner ziehen sich aus einem verwüsteten Land zurück. Wenn ich die heutigen Fernsehbilder sehe, erkenne ich das Bagdad, das ich noch erlebt habe, nicht mehr wieder. Die Bevölkerung steht vor einem Bürgerkrieg, der Iran und islamistische Kräfte, haben leichtes Spiel, da große Bevölkerungsgruppen den Westen nicht als Befreier, sondern als Tod und Vernichtung bringende Militärmaschine erlebt haben. Die stark weltlich, laizistisch ausgerichtete Mittelschicht ist verarmt, geflohen oder vernichtet. Mission not accomplished! Eine geschickte Politik der balance of power sieht anders aus. Noch größeres Chaos hätte auch eine Revolution, wie in Ägypten nicht verursacht. In Ägypten wurde das Land nicht dem Erdboden gleich gemacht! Die Wirtschaft und Infrastruktur wurde nicht zerstört. Der Irak ist inzwischen ein failed state, der zum Sicherheitsrisiko für die gesamte Nachbarregion werden kann. Vielleicht bewahrheitet sich die Drohung Saddams, dies sei die " Mutter aller Schlachten" im Nachhinein doch noch. Hoffen wir inständig, dass er nicht recht hatte. Herzlichst Schwarzhut
|