Zitat Allerdings, lieber Thomas S., hat Griechenland von seiner Unabhängigkeit an am Tropf Europas gehangen; und schon zweimal in seiner Geschichte war es so bankrott, daß Beauftragte europäischer Mächte seine Finanzdinge übernahmen
Ich halte den Versuch eine "Verschuldungslogik" historisch zu "begruenden" fuer, sagen wir, aeusserst fragwuerdig.
Selbst wenn ich die epochalen Veraenderungen die Europa, in den letzten 200 Jahren, durchgemacht hat weglasse und noch dazu die griechische Sonderrolle als Staat zwischen Europa und Asien nicht beruecksichtige, so sticht doch sofort ins Auge, dass zwischen z.b. einer Ueberschuldung aufgrund des Kampfes fuer Unabhaengigkeit und einer Staatsverschuldung aufgrund eines aufgeblaehten Staatsappartes und eines fuerstlichn Wohlfahrtsstaateses, gepaart mit politischem Unvermoegen, ein ganz wesentlicher unterschied besteht! Ich halte von solchen Herleitungen also leider gar nichts.
Zitat Letztlich ist die Frage, mit wem man so solidarisch ist, daß man für ihn Opfer zu bringen bereit ist. Das ist eine Frage der Identität. Die Bundesrepublik hat den Neuen Ländern mit hunderten von Milliarden geholfen, weil dort eben auch Deutsche leben. Eine europäische Identität, die vergleichbare Opfer begründen könnte, gibt es aber nicht.
Also ich sprach ja nicht umsonst nicht von den Kosten der Wiedervereinigung. Die sind fuer mich ein Sonderfall. Sondern ich sprach eben von Bundeslaendern die praktisch seit ihrer Gruendung nicht lebensfaehig sind. In diesen Faellen handelt es sich, nach meiner Auffassung doch um eine rein politisch suggerierte Solidaritaet. Ich bin mir sehr sicher wie eine Volksbefragung zum Laenderfinanzausgleich in Bayern etwa ausgehen wuerde... Nicht umsonst nimmt die Diskussion um den "Laenderfinanzausgleich" immer mal wieder an Fahrt auf.
Ausserdem wirkt ds Argumet auch in die andere Richtung. Notwendige Reformen und finanzielle Einschnitte werden besser von der Bevoelkerung akzpetiert (wenn denn ueberhaupt) wenn sie NICHT von einem fremden Verwalter beschlossen bzw. gesteuert werden. Dieses Argument wirkt so stark, dass es selbst ein entscheidendes in der innerdeutschen Debatte ist, wann immer es um die Souveraenitaet von Bundeslaendern wie Bremen geht.
Zitat Also hilft nur der Kommissar. Ich denke, Friedman hat auch hier wieder Recht: Entweder der Kommissar oder der Staatsbankrott. Daß der Kommissar aus psychologischen Gründen kein Deutscher sein dürfte, versteht sich.
Und jetzt komme ich auf den Punkt, der vielleicht nicht ganz klar geworden ist.
Ich halte es fuer unmoeglich einen souveraenen Nationalstaat, mittels eines "Sparkommissars", von aussen zu sanieren.
Das halte ich fuer, nicht nur voellig unmoeglich, das halte ich fuer schlicht abwegig.
Der Gedanke an sich ist zwar der richtige, denn ich befuerworte sehr energisch, dass Empfaenger von Transferleistungen auch in ihrem Umgang und vor allem ihrem Bemuehen wieder aus dem Transfer herauszukommen, "ueberwacht" werden, aber ich halte dieses Prinzip fuer nicht anwendbar auf Staaten.
Bankrott zu gehen bzw. sich in den Ruin zu wirtschaften ist Teil staatlicher Souveraenitaet. Das mag sich fuer den einen oder anderen merkwuerdig anhoeren, aber es ist so. Genauso obliegt es seiner Verantwortung sich aus dieser Misere wieder "herauszureformieren". Muss er dafuer die Hilfe anderer in Asnpruch nehmen, so ist es nur recht und billig, dass dafuer Forderungen gestellt werden, die zu erfuellen sind.
Und jetzt kommt mein Punkt: Kann oder will der Pleitestaat diese Foerderungen nicht erfuellen, dann kann die Konsequenz doch nicht sein ihm einen "Babysitter" zur Seite zu stellen. Dann muss die Konsequenz heissen: Es gibt kein Geld.
Bedeutet im konkreten Fall: Griechenland gehoert aus der Eurozone ausgeschlossen, wenn es sich als nicht sanierbar erweist. Aus welchen Gruenden auch immer.
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