Zitat Allerdings, lieber Thomas S., hat Griechenland von seiner Unabhängigkeit an am Tropf Europas gehangen; und schon zweimal in seiner Geschichte war es so bankrott, daß Beauftragte europäischer Mächte seine Finanzdinge übernahmen
Ich halte den Versuch eine "Verschuldungslogik" historisch zu "begruenden" fuer, sagen wir, aeusserst fragwuerdig.
Ich auch, lieber Thomas. Es ging ja aber darum, ob die Griechen es schlucken würden, vorübergehend von außen regiert zu werden, oder ob das zu einer nationalen Empörung führen würde.
In diesem Zusammenhang erschien es mir interessant, daß Griechenland in seiner knapp zweihundertjährigen Geschichte als Nationalstaat (in 18 Jahren feiert man das Zweihundertste) bereits zweimal bankrott gegangen ist und jeweils von europäischen Staaten wieder auf die Beine gebracht werden mußte; unter entsprechenden Kontrollen und Auflagen.
Ich zitiere jetzt einfach einmal aus meinem verlinkten Artikel:
Zitat Noch vor der Deklaration der Unabhängigkeit, schon im Jahr 1826, gab es den ersten Bankrott. England, Frankreich und Rußland halfen mit 600 Millionen Francs aus.
Als Gegenleistung verlangten die drei Mächte - das klingt vertraut, nicht wahr? - daß ihre Gesandten in Athen die neu einzusetzende Regierung würden überwachen dürfen. So geschah es, bis 1832 Otto und sein Regent von Armansperg das Land in die Hand nahmen. (...)
Das Osmanische Reich war im Niedergang begriffen. Die Westmächte wollten verhindern, daß Rußland und Österreich-Ungarn sein Erbe in der Region antraten. Nach dem Berliner Kongreß von 1878 schalteten sich England, Frankreich und Deutschland ein und erreichten, daß Griechenland Kredite aus dem Ausland erhielt.
Teils nutzte Griechenland diese Kredite, um - wie von den Westmächten gewünscht - zur Bewahrung seiner Unabhängigkeit aufzurüsten. Vor allem aber versuchte es damit Altschulden zu tilgen. Es half nichts. 1893 war das Land wieder pleite.
Griechenland mußte seine Finanzsouveränität an ein Konsortium von Vertretern aus England, Frankreich, Deutschland, Italien, Rußland und Österreich-Ungarn abtreten. Diese verordneten dem Land eine strikte fiskalische Disziplin. Klingt vertraut, nicht wahr?
Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein wurde Griechenlands Geld- und Fiskalpolitik von diesem Gremium bestimmt; was Fortschritte beispielsweise bei der Haushaltsdisziplin und im Bankwesen mit sich brachte. Aber für die Entwicklung der griechischen Wirtschaft, vor allem der Infrastruktur, wurde wenig getan. Es kamen die Balkankriege, der Erste Weltkrieg, die große Depression der Zwanziger Jahre. Im Jahr 1932 gab es die nächste griechische Staatspleite.
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