Hallo und Guten Morgen.
Zettel liefert einen subjektiven Rückblick, und das nehme ich auch zum Anlass, meine subjektiven Empfindungen zu artikulieren.
Der Gedanke der Volkssouveränität, der für Republiken typisch ist, hat für manche Leute ein bisschen etwas Unappetitliches. Klar, Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, es gibt nur keine bessere, usw., und man würde auch nicht aktiv die Republik bekämpfen, um erneut eine Monarchie einzurichten, aber im Herzen fände es so mancher gar nicht schlecht, wenn die Wechselfälle der Geschichte den Wind in die Richtung geblasen hätten, dass auch Deutschland einen konstitutionellen Monarchen hätte.
Denn die Person des Königs (oder Kaisers) befriedigt gewisse mythische Bedürfnisse, was die Legitimation von Herrschaft angeht. Reste magischen Denkens sowie ein Empfinden für die Wirkung von Tradition spielen hier wohl eine große Rolle. Auch wenn man es ironisieren würde, glaubt man ein Klitzebisschen doch noch an das mittelalterliche Königsheil, meinetwegen säkularisiert in Form der Staatsraison.
Ich bekenne: MIR fällt es leichter, mich mit den Schwächen der Demokratie abzufinden, wenn an der Staatsspitze ein Quasimonarch steht, der zwar nicht viel zu sagen hat, aber konkreter Adressat einer Loyalität sein kann, die der alten Königstreue äquivalent ist.
Daher lese ich Kritik am Bundespräsidenten nicht gern. The king can do no wrong. Mag sein, dass dieser konkrete Amtsinhaber nicht sehr geschickt agiert hat. Ich sehe ein, dass der Rücktritt in der Situation, wie sie sich darstellte, angemessen war. Ich halte es für richtig, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist, auch das Staatsoberhaupt, und ich will daran nichts ändern. Dies ist allerdings einer dieser Momente, in denen das keinen besonderen Spaß macht, in denen es mir ein klein wenig schwerer fällt, Stolz über die Verfassungsordnung zu empfinden.
Mir geht es nicht darum, Zettel für seine Kritik zu kritisieren. Kognitiv würde ich sagen, dass er Recht hat. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass manche von uns, ich zum Beispiel, in ihrem staatsbürgerlichen Empfinden ein bisschen … zurückgeblieben sind. Zettel und die anderen Kritiker von Herrn Wulff sind sozusagen reifer und erwachsener als Leute von meinem Schlage. Daraus folgt nichts, ich wollte es nur mal artikuliert haben und bitte um Nachsicht.
Gruß,
fedchan
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