Dann möchte ich auch ein paar Wulffs zusetzen, und damit begründen warum ich ihn für den schlechtesten Bundespräsidenten (mit einigem Abstand) seit dem Krieg halte.
Zunächst fange ich an mit Wulff, dem Ungewollten. Schon zu seiner Wahl war er ein Bundespräsident von Kanzlers Gnaden, mit dem primären Ziel einen möglichen Konkurrenten zu beseitigen. Nun ist das nicht der erste Bundespräsident, der der schlechtere Kandidat von zwei Favoriten ist, aber ich kenne zumindest keinen anderen, der aus diesem politischen Kalkül das höchst Amt im Staate zugeschanzt bekam. Wulff war nie eine Persönlichkeit die in das Amt gepasst hätte, schon alleine sein Alter ist problematisch. Ein Bundespräsident sollte auch eine grosse Lebenserfahrung vorzuweisen haben, eine Weisheit die manchem im Alter zufällt und die bei Wulff, wie durch sein Verhalten deutlich bewiesen, bis heute nicht angekommen ist.
Dann komme ich zu Wulff, dem Werte- und Prinzipienlosen. Sein berüchtigter Satz vom Islam, der zu Deutschland gehört, ist nach meinem Dafürhalten der erste von drei Tiefpunkten seiner Präsidentschaft. Einen solchen Satz mag eine Claudia Roth sprechen, die ohnehin lieber am Bosperus leben möchte als in Deutschland. Aber ein christdemokratischer Bundespräsident ? Ich glaube dieser Satz war nicht nur sehr dumm, er hat auch sehr viel Schaden angerichtet. Inhaltlich kann man lange über diesen Satz streiten, aber ganze Bevölkerungsteile hatten sich in diesem Moment von ihm als Bundespräsidenten verabschiedet. Ich zähle mich diesen Teilen durchaus zu.
Als nächstes kam dann Wulff, der Amateur und das ist ein harmloses Wort um ihn uns sein Verhalten im Umgang mit Thilo Sarrazin zu beschreiben. Anstatt sich erst einmal zu informieren redete er der deutschen Presse und ihrer Kampagne nach. Und er verlangte (ein absolutes Unding) von der deutschen Bank die Entlassung Sarrazins. Als ihm (oder vermutlich eher seinen Beratern) aufging, wie unglaublich dumm das war und das er damit das Potential geschaffen hatte, sich selbst massiv zu beschädigen, versuchte man mit einem Kuhhandel Sarrazins Schweigen zu erkaufen. Es ist der Integrität Thilo Sarrazins und nur dieser zu verdanken, dass das Amt damals nicht noch deutlich mehr Schaden nahm, denn jedwelcher Prozess zu diesem Abschied, den er gegen die Bundesbank geführt hätte, wäre vermutlich gewonnen worden und das hätte die Einflussnahme des Bundespräsidenten jeden Tag neu in die Presse gespühlt. Das war der zweite Tiefpunkt seiner Regierungszeit.
Als letztes kam dann Wulff, der Bigotte. Was mir zumindest am meisten auffiel ist die extreme Diskrepanz zwischen dem, was Wulff früher so von sich gab (man erinnere sich an seine physischen Schmerzen bei der Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten Rau) und dem, was er selber tat. Wulff ist das passiert, was wohl den meisten käuflichen Amtsträgern zu Anfang passiert ist. Sie wurden ungenau. Da mal ein Upgrade, hier mal eine Einladung, hier ein bezahltes Fest, dann ein Urlaub, schliesslich bezahlte Rechnungen. Es passiert ja nicht einfach, dass jemand da einen Aktenkoffer mit einer Million anbietet oder einen Arbeitsvertrag bei einem grossen Gasunternehmen. Es passiert ganz langsam. Denn bei kleinen Dingen nimmt man es nicht so genau ("wer würde schon einem Freund die Übernachtung bezahlen"). Dann nimmt man es auch bei anderen Dingen nicht mehr genau. Und irgendwann hat das Sein so viel Bewusstsein geschaffen, dass man wirklich meint, dass stünde einem alles zu. Ich kann das sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen und ich finde auch immernoch einen Unterschied ob sich Wulff von einem "Freund" in ein Ferienhaus einladen lässt und einem ehemaligen Kanzler, der von einer fremden Macht mit hunderttaussenden (wenn nicht mehr) Euros gekauft wurde. Aber die Bigotterie mit der Wulff aufgetreten ist, die hat nochmal eine eigene Qualität. Würde man die Maßstäbe, die Wulff über andere festlegen zu können, meinte, an ihn anlegen, dann sollte man ihn mit Schimpf und Schande davonjagen. Na gut, das ist ja auch effektiv passiert.
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