Zitat Vielleicht war, lieber Rayson, der Fall Wulff aber auch nur der Vorbote einer Amerikanisierung in dieser Hinsicht.
Der Prozess nennt sich in den USA "vetting": Ein Kandidat wird vor der Wahl von allen Seiten (der eigenen Partei, der Gegenpartei, der Presse) auf Herz und Nieren geprüft. Ich finde das sehr gut und richtig. Es stellt sicher, dass der Kandidat nicht irgendwelche Leichen im Keller hat.
Allerdings wird das bei der jetzigen Bundespräsidentenwahl (leider) nicht passieren. Allein schon aus Zeitgründen. Frau Merkel muss in ganz wenigen Tagen einen Kandidaten präsentieren. Sie hat einfach nicht die Zeit für einen sauberen Background-Check. Und erst recht kann sie nicht den Medien die ein oder zwei Monate Zeit lassen, die diese bräuchten, um alle ehemaligen Nachbarn zu befragen, ob der Kandidat irgendwelche verfänglichen Gewohnheiten hat. Ist (z.B.) Bischof Huber vielleicht Alkoholiker? Hat er einmal irgendwo grundgesetzwidrige Ansichten veröffentlicht? (Vielleicht zur Trennung von Kirche und Staat?) Hat er irgendwelche schweren Krankheiten? Hat er schon mal eine Frau verprügelt? Auch eine sehr raffinierte Redaktion bräuchte einige Zeit, um alle diese Fragen abzuklopfen. Und bislang wurde diesen Fragen wahrscheinlich noch nie nachgegangen, weil der Mann eben noch nie für ein hohes politisches Amt kandidiert hat.
Im Ergebnis haben wir jetzt die schlechteste aller Welten: Einerseits bis ins lächerliche gesteigerte Ansprüche an die moralische Integrität des Bundespräsidenten. Und andererseits keine ausreichende Möglichkeit, diese Integrität vor der Wahl sauber zu überprüfen.
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