Zitat von ZettelAls ich las, daß sich das Präsidium der FDP einstimmig für Joachim Gauck ausgesprochen hat, habe ich mich gefreut wie schon lange nicht mehr bei einer innenpolitischen Nachricht. Nun kann man nur hoffen, daß die FDP standhaft bleibt.
Eine Analyse mit weitgehend ähnlichen Ergebnisse kann man jetzt auch von dem Politologen Gerd Langguth lesen. Er hat - was "Spiegel-Online" nicht erwähnt - eine Biografie von Angela Merkel geschrieben; noch bevor sie Kanzlerin wurde.
Langguth schreibt, daß Merkel "blitzschnell" die Lage nach der Entscheidung des FDP-Präsidiums erkannt und sofort gehandelt habe.
Das ist eben eine ihrer Stärken. Es gibt in diesem Forum umfängliche Threads, in denen beklagt wurde, daß Merkel nicht "führe", daß sie sich nicht festlege usw. Tatsächlich ist das keine Charaktereigenschaft, sondern das Ergebnis einer rationalen Vorgehensweise: Wo es nichts bewirken würde, sich festzulegen, hält Merkel sich bedeckt. Wenn sie eine Entscheidung für reif hält, handelt sie aber sofort.
Ich bin ziemlich sicher, daß Merkel spätere Historiker einmal faszinieren wird, weil sie damit ein Politiktertyp ist, der selten geworden ist. Sie paßt im Grunde nicht in die Mediendemokratie, in der es darauf ankommt, Stimmungen zu bedienen und zu erzeugen; in der - siehe Obama, siehe Guttenberg bei uns - derjenige Erfolg hat, der viel Schaum schlägt und wenig Substanzielles bewirkt.
Daß Merkel so erfolgreich ist, obwohl sie geradezu den Gegentyp repräsentiert (ähnlich übrigens wie seinerzeit Helmut Schmidt), dürfte in doppelter Hinsicht an der ungewöhnlichen Art liegen, in der sie als Naturwissenschaftlerin in die Politik geraten ist:
Erstens wäre jemand wie sie unter normalen Umständen überhaupt nicht Politiker geworden, sondern Professor. Sie hat die politische Karriere nicht gesucht, sondern sie wurde gewissermaßen in sie hineinkatapultiert. Obwohl sie eben nicht die Persönlichkeitsmerkmale hat, die heute von einem Politiker erwartet werden.
Zweitens erblieb ihr durch diesen Seiteneinstieg auch die Deformation erspart, die jemand im Lauf seiner Karriere erlebt, der als Kassierer beim Ortsverband anfängt und sich in der Partei hochrackert.
Ob die schnelle Entscheidung im Fall Gauck Merkel wirklich sogar genützt hat, wie Langguth meint, weiß ich nicht. Jedenfalls hat sie ihr nicht geschadet; wie es der Fall gewesen wäre, wenn sie - was die meisten Politiker getan hätten - einen Machtkampf mit der FDP versucht hätte.
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