ich gestehe, dass ich mich bis heute mit der Biographie des Herrn Gauck nie richtig beschäftigt habe. Das habe ich eben nachgeholt. Einige kleine Gedanken, die ich dabei hatte:
1. Es ist auffallend, dass der Proporzgedanke bei der Präsidenten-Auswahl keine Rolle zu spielen scheint. Zu Adenauers Zeiten war es zum Beispiel (zumindest für die CDU) noch sehr wichtig, die beiden höchsten Staatsämter auf Katholiken und Protestanten aufzuteilen. Aber noch immer spielt der Proporzgedanke in der Politik ja eigentlich eine Rolle. Noch vor vier Jahren war z.B. in Bayern problematisch, dass weder CSU-Generalsektetär noch Ministerpräsident aus Altbayern stammten.
Dass nun sowohl Kanzlerin als auch Präsident protestantisch sind (der eine Pfarrer, die andere Pfarrerstochter) scheint nicht einmal mehr Diskussionsgegenstand zu sein. Auch dass nun beide höchsten Staatsämter mit Ostdeutschen besetzt sind, wird nicht thematisiert. Auch als Frau Roth oder Frau Käßmann kurzzeitig in der Diskussion waren, war eine Geschlechterquote in den höchsten Ämtern kein Diskussionskriterium.
Ich finde das übrigens gut so. Ämter sollten nach Leistung besetzt werden, nicht nach Quote. Es fällt mir halt nur positiv auf. In unseren Quoten-fixierten Zeiten ist es ja eigentlich eher überraschend, dass bei der Besetzung der höchsten Staatsämter der Proporzgedanke anscheinend sogar weniger wichtig ist als früher.
2. Herr Gauck lebt seit über 20 Jahren von seiner Ehefrau getrennt und hat seit über 10 Jahren eine Geliebte. [Exkurs: Ich bin immer wieder überrascht von der seltsam geringen Standfestigkeit der Ehen protestantischer Geistlicher. Irgendwie scheint bei Protestanten das Sakrament der Ehe nicht so richtig zu zählen.] Es gibt ja für den Bundespräsidenten ein gewisses Protokoll, bei dem die Ehefrau ja schon eine wichtige Rolle spielt. Sicher kann man dieses Protokoll irgendwie umschiffen, aber mögliche protokollarische Probleme scheinen mir da durchaus möglich. Zumindest bei Staatsbesuchen in etwas konservativeren Ländern. Nachdem nun aber das Amt des Bundespräsidenten ganz überwiegend aus Protokollfragen besteht, wäre die Ehe-Situation des Herrn Gauck durchaus etwas, was eine Diskussion rechtfertigen würde. Auffallend, dass diese überhaubt nicht stattgefunden hat.
Auch hier zur Klarstellung: Ich bin liberal. Mir ist persönlich egal, wie andere ihr Privatleben organisieren. Allerdings wäre m.E. schon wichtig zu wissen, ob durch Herrn Gauck protokollarische Probleme bei Staatsbesuchen z.B. in Spanien zu erwarten sind.
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