Zitat von jukaEs sieht ganz so aus, dass Zettel bei seiner Betrachtung ein schwerer Fehler unterlaufen ist. Die Eltern von "Thomas" waren keineswegs die linken, antiautoritär erziehenden 68er, sondern die betont unpolitische Nachkriegsgeneration. Die Kinder der 68er, also die "Generation Golf" kam erst später.
"Generationen", lieber juka, sind ja immer eine im Grunde fiktive Konstruktion. Kinder werden ja immer geboren und nicht sozusagen in Schüben.
Wenn man von einer Generation spricht und sie mit bestimmten Merkmalen belegt, dann stützt man das meist darauf, daß es über eine bestimmte Zeispanne ähnliche Erfahrungen, eine ähnliche Umwelt und damit ähnliche Verhaltensmuster gibt. Helmut Schelsky hat zum Beispiel von der "Skeptischen Generation" gesprochen; das waren die jungen Kriegsheimkehrer und diejenigen, die den Krieg vielleicht noch als Flakhelfer oder beim "Volkssturm" erlebt hatten.
Also, man schafft zum Zweck der Analyse Kategorien, wo es in Wahrheit immer gleitende Übergänge gibt.
Der Thomas in meiner Fiktion ist 1963 geboren. Wenn ich das weiter hätte ausspinnen wollen, dann hätte ich geschrieben: Sein Vater war 1940 geboren; im selben Jahr wie Rudi Dutschke, und hieß zufällig auch Rudi. Als Thomas zur Welt kam, war sein Vater 23. Vier Jahre später, mit 27, organisierte er in Frankfurt Studentendemonstrationen usw.
Nun können Sie natürlich zu Recht sagen: Aber es gab auch 68er, die waren jünger als Dutschke, vielleicht erst 1948 geboren. Und Schirrmacher läßt die Babyboomer schon 1955 beginnen. Da wäre der Vater von Thomas also sieben Jahre gewesen, als dieser zur Welt kam ...
Aber so ist das immer mit dem Konstrukt der Generation. Wenn man an bei einer Generation an die obere und bei der nachfolgenden an die untere Grenze geht, dann gibt es keinen Abstand von "einer Generation" mehr.
Nehmen Sie vielleicht das Beispiel der Farben. Der Farbe Grün entspricht Licht von einer Wellenlänge von ungefähr 530 Nanometer, der Farbe Gelb Licht von einer Wellenlänge von ungefähr 570 Nanometer. Es gibt also eine Differenz von rund 40 Nanometer. Aber der Übergang ist fließend. Es gibt eine Wellenlänge, bei der man die Farbe ebenso als ein grünliches Gelb wie als ein gelbliches Grün bezeichnen kann.
So ist es auch mit den Generationen. Sie "folgen" eigentlich nicht aufeinander, sondern sie gehen ineinander über. Der Letzte der Achtundsechziger war sozusagen genauso alt wie der Erste der Babyboomer.
Danke für Ihren Einwand, der mir erlaubt hat, das nachzutragen!
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