Zitat von Thanatos
Zitat von Zettel Nein, die FDP ist nicht "pleite", wie "Spiegel-Online" wunschträumt. Sondern zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Wochen hat Philipp Rösler alles richtig gemacht.
Oh ja, aus freiheitlich-marktwirtschaftlicher Sicht hat er (diesmal) alles richtig gemacht.
Jedoch dürften die wenigen Hanseln, die das erkennen und anerkennen, verschwinden ggenüber der breiten Masse.
Die "breite Masse", lieber Thanatos, soll ja auch nicht die FDP wählen.
Ich habe den Eindruck, daß die FDP-Führung endlich verstanden hat, daß die FDP nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie sich klar von dem mehr oder weniger sozialdemkratischen Einheitskurs und Gemeinschaftschor der anderen Parteien abhebt. Das würde exakt die vielleicht zehn bis zwanzig Prozent der Wähler ansprechen, denen dieser Einheitsbrei nicht schmeckt und die im Gemeinschaftschor nicht mitsingen mögen.
Nur einer hat das noch nicht verstanden; Christian Lindner. Zu dem Interview, das vor ein paar Minuten in RP online erschienen ist, gibt es eine Eingangsfrage, die in dieser Version fehlt; sie steht aber in der Version der FDP-Pressestelle, die ich bekommen habe: Zitat Frage: Eine Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten ist am Widerstand der FDP gescheitert. Ihr Parteivorsitzender sagt sogar, es sei "schäbig" es überhaupt versucht zu haben.
LINDNER: Ich formuliere anders. In der Sache geht es um die Mitarbeiterinnen. Die vom Staat gestützte Transfergesellschaft wäre für sie nicht die beste Lösung gewesen, weil die Betroffenen hier nur geparkt worden wären. Solche Eingriffe haben schon bei der Holzmann-Pleite nicht funktioniert. Profitiert hätten die Banken, die einen höheren Anteil aus der Insolvenzmasse erhalten hätten. Die Bundesagentur für Arbeit geht jetzt den richtigen Weg, indem sie schnell Vermittlerteams einsetzt. Immerhin gibt es 25.000 offene Stellen im Einzelhandel.
"Profitiert hätten die Banken" - das wird von diesem FDP-Politiker als Argument gegen eine Maßnahme genannt!
Interessant auch diese Passagen aus dem Interview: Zitat Frage: Morgen stellt die FDP die Reserveliste auf. In ihrer Partei rumort es, weil auf den vorderen Plätzen zu wenig Frauen zu finden sind...
LINDNER: Dafür bin ich sensibel. Morgen wollen wir sehen, dass Frauen genauso stark repräsentiert sind wie bei der letzten Wahl. In den nächsten Jahren müssen wir uns darum bemühen, unsere guten Frauen stärker in Verantwortung zu bringen.
Zitat Frage: Steuert der FDP unter ihrer Führung mehr auf Rot-Grün zu?
LINDNER: Wir bleiben unabhängig. Es hat ja schon punktuell eine Zusammenarbeit mit Rot-Grün gegeben, zum Beispiel beim Thema Kommunalfinanzen. Es gibt aber ganz klar rote Linien, zum Beispiel in der Bildungspolitik. Wir sind nicht bereit, eine Politik mitzumachen, die das Gymnasium benachteiligt.
Das klingt nicht, als sei Lindner gegen die Ampel. Und er ist "sensibel", was die Quote der Frauen angeht. Und er sieht es als Gegenargument an, daß etwas den Banken nützt.
Kurz: Lindner repräsentiert keine liberale Alternative zu den sozialdemokratischen Parteien, sondern allenfalls deren liberalen Flügel. Er will den Einheitsbrei, nur ein wenig anders gewürzt. Er singt im Einheitschor mit, nur in einer anderen Stimmlage.
Herzlich, Zettel
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