Es ist ein ganz schwieriges Thema und ich will mit einer kurzen Einleitung begründen, warum der folgende Kommentar recht lang wird. Da ich in sehr jungen Jahren zum ersten Mal Vater geworden bin, begleiten mich Themen wie Kindergarten, Grundschule und Gymnasium nun schon seit Mitte der 1990er Jahre. Mein jüngerer Sohn ist jetzt zehn Jahre alt. Ich selbst bin in der DDR-Zeit nicht in den Kindergarten gegangen. Ich habe im Familien- und Bekanntenkreis einen engen Bezug zum Bereich Frühpädagogik.
In allen Industriestaaten wird auf die Frühpädagogik ein großer Wert gelegt. In einigen Staaten und Regionen wurden Modelle entwickelt, die für uns eine Vorbildwirkung haben. Andere Modelle haben auf uns eher abschreckende Wirkung. Kein Modell lässt sich 1:1 auf andere Staaten übertragen, aber man kann aus ihren Stärken und Schwächen lernen. Ich sehe bezogen auf Deutschland folgende Wettbewerbs-Situationen:
- den Standortwettbewerb der Industriestaaten - den Wettbewerb der Bundesländer - den Wettbewerb benachbarter Kommunen - den Wettbewerb der lokalen Betreuungsmodelle - den Wettbewerb der Parteien - den Wettbewerb der interessierten gesellschaftlichen Gruppen
Der schärfste Wettbewerb ist aber der Wettbewerb der Eltern. Auf all diese Wettbewerbs-Situationen sollte im Verlauf der Diskussion noch eingegangen werden. Sie können jedenfalls nicht ausgeblendet werden.
Neben der frühkindlichen Bildung steht die Betreuung der Kinder im Krippen- und Kindergartenalter: In einem langen Ringen sind die politischen und gesellschaftlichen Kräfte zu dem Ergebnis gekommen, dass zu einer gesetzlichen Regelung der Schwangerschaftsunterbrechung [berichtigt: des Schwangerschaftsabbruchs] auch ein staatliches Angebot der Kinderbetreuung gehört. Es gibt also den Rechtsanspruch auf die Betreuung der Kinder im Vorschulalter.
Dieser Rechtsanspruch wurde vor langer Zeit beschlossen, aber mir ist kaum eine Region bekannt, in der er wirklich erfüllt werden kann (abgesehen von bevölkerungsschwachen Regionen in Ostdeutschland, wo die Infrastruktur der Kindergärten aus der DDR-Zeit noch vorhanden ist und wo man um jede junge Familie kämpft). In Dresden gibt es nun wirklich einen sehr hohen Betreuungsgrad, aber es fehlen trotzdem tausende Plätze.
Mir scheint das Betreuungsgeld ein Angebot zu sein, mit dem man einen gewissen Anteil der Eltern vom Anspruch auf einen Kindergartenplatz abbringen will, weil die Plätze in den allermeisten Regionen sowieso nicht ausreichen werden.
Neben dem Pro und Contra der Betreuung darf die frühkindliche Bildung nicht vergessen werden. Der Bildungsanspruch macht die Kindergartenplätze wesentlich teurer, als man es sich damals träumen ließ. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wurde vor dem ersten PISA-Test beschlossen und die Globalisierung ist seitdem sehr schnell vorangeschritten.
Das Eingangszitat ist also in meinen Augen ein brauchbarer Ansatz für die weitere Diskussion, auch wenn man »Staat« durch »demokratische Gesellschaft« ersetzen müsste. Letztlich beauftragen wir als Wähler ja den Staat damit, eine Lösung (oder mehrere Lösungen) anzubieten. Es wird gefragt:
Zitat Was will dieser Staat nun: dass Mütter arbeiten gehen oder dass Mütter zu Hause bleiben? Dass Mütter ihre Kinder in eine Kita geben oder nicht?
Die Frage ist nicht ganz unberechtigt, wenn man sich vor Augen führt, dass staatliche Regelungen und staatliche Ressourcenverwendung uns alle angehen. Beispiele: Wir zahlen dafür Steuern, wir stehen im weltweiten Wettbewerb, wir müssen uns als Menschen (z.B. Eltern oder Großeltern) eigenverantwortlich für Lösungen entscheiden, wir müssen uns als Wähler eine Meinung dazu bilden, wir entwickeln auch als Privatpersonen eine Meinung zum Tun und Lassen unserer Mitbürger …
Bei allen Ansprüchen an Freiheit und bei allem Wunsch nach einer niedrigeren Staatsquote: Wer Lösungsvorschläge macht, sollte bitte mindestens an die oben angedeuteten Wettbewerbssituationen, an die demografische Entwicklung, an die Entscheidung für oder gegen das werdende Leben und an die frühkindliche Bildung denken.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.