Zitat von G. Grass, Israel und ich, Süddeutsche Zeitung, Dez. 1973Im Herbst beginnt der Krieg. Ich telefoniere werde telefonisch und in Briefen zu meiner Meinung befragt -> das waren noch Zeiten! und bin außerstande den Israelis -> ja! so heißen sie! ich wusste doch, daß ich es wusste! so unumwunden beizustehen wie ich es öffentlich nach dem Sechstagekrieg getan habe. -> das dankt mir jetzt keiner mehr Die Freunde in Israel begreifen mich nicht. -> und wundern sich, wenn ich heute ein Nukleargedicht -> über ihren Köpfen -> detonieren lasse Sie fühlen sich verlassen, verraten. -> das kam doch erst später Doch das Fehlverhalten beider Seiten erlaubt keine eindeutige Parteinahme. -> und nun beckmessern sie -> ausgerechnet -> an meinem Fehlverhalten herum! Kleingeister!
Wie Ägypten durch den Aufmarsch seiner Armeen den Israeli Vorwand geboten hat, präventiv den Sechstagekrieg zu beginnen so hat Israel durch die schleichende Annexion der besetzten Gebiete den arabischen Staaten einen Vorwand für deren Angriff geliefert. -> also bin ich immer auf der Seite der Angreifer gewesen -> nicht auf jener der Vorwandgeber: -> soso -> was sagt uns das aber?
Doch wofür bin ich nach diesen Erfahrungen?
Ich bin dafür daß Israel nach Abschluß eines Friedensvertrages die besetzten Gebiete freigibt. -> der progressive Standpunkt hier ist er noch klar
Da aber wenig dafür spricht daß in den arabischen Staaten die Rückeroberung Palästinas und die Vernichtung des Staates Israel als Ziel aufgegeben werden müssten die freigegebenen Gebiete entmilitarisiert werden. -> Sharon hätte auf mich hören sollen
Aber wenn mit Hilfe von Mittelstreckenraketen der Staat Israel dennoch von einem plötzlichen vernichtenden Schlag bedroht bleibt -> nun wirds ein wenig spekulativ dem nichts folgen würde außer obligaten Protesten und einer vagen womöglich das Opfer schuldig sprechenden UNO-Resolution? -> starker Tobak! das von mir!
Dann müssen sich die Großmächte und auch die westeuropäischen Staaten im Friedensvertrag zum militärischen Schutz der neu festgelegten Grenzen verpflichten. Mit Bedacht sage ich: auch die Bundesrepublik. -> Scheiße! -> die haben das gelesen -> nun liefern sie U-Boote.
Ich meine das Risiko einer Vernichtung Israels besteht wenn kein militärisch garantierter Friedensvertrag zustande kommt bedrohlicher denn je. Jeder in Deutschland wäre dann mit einem Verbrechen behaftet, das von Auschwitz bis in unsere Zeit reichte. -> wenn die Vernichtung des Iran -> den jüdischen Namen -> mit einem noch größeren Verbrechen -> besudeln würde -> müssten wir das nicht dennoch -> auf uns nehmen?
Neutralität die sich Israel gegenüber beteuernd und der arabischen Erpressung ausgesetzt nachgiebig versteht ist verlogen und macht uns nichtswürdig. -> doch, ja...
Schon prüfen wir - und ich nehme mich nicht aus - ob ein abwägendes Wort zugunsten Israels uns oder den einzelnen nicht Gefahr, womöglich Terror einbringen könnte.
Keine Vernunft, Angst regiert.
-> immerhin bin ich damals -> für einen Friedensvertrag -> gewesen
(Quelle: Das Günter Grass Lesebuch, dtv 2009, S. 145 ff.)
Füglich im Stil des späten Grass - diesen noch untertreffend - lyrisiert
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