Zitat von Zettel Der Feuilletonchef der SZ Thomas Steinfeld hat jetzt eine ziemlich lahme Verteidigung der Publikation des Gedichts geschrieben. Tenor: Er ist nun mal halt so, der Günter Grass.
Das ist ja noch hundertmal erbärmlicher und selbstentlarvender als das Grass-Pamphlet!
Das Feuilleton hat ja diese Kunstfigur Grass erst erschaffen. Das Feuilleton hat ihn zu einem gemacht, dem man, nur weil er unkontrolliert mit Zeilenumbrüchen um sich wirft, seinen Blödsinn nicht mehr um die Ohren hauen darf. Dasselbe Feuilleton, das Walser nur für die Möglichkeit, antisemitisch verstanden zu werden, verstoßen hat.
Und dann steht Steinfeld voll Bewunderung vor dem Konstrukt seiner eigenen Zunft, glüht vor Stolz, dass der "schreibende Republikaner" die eigene Postille mit seiner Gnade überschüttet hat und salbadert zusammenhanglose, aber uuunglaublich gescheit klingende Phrasen daher wie Zitat Schon lange ist er nicht mehr nur, was er schrieb. Schon lange ist er nicht mehr nur der Verfasser der Romane "Der Butt" oder "Ein weites Feld", des Dramas "Onkel, Onkel" oder des Gedichtbandes "Die Vorzüge der Windhühner". In Günter Grass ist vielmehr die Literatur mit dem öffentlichen Auftritt des Literaten verschmolzen.
Dichten und Verlautbaren sind bei ihm zwei Seiten derselben Figur geworden, das Werk ist in die Person eingewandert.
Abgesehen davon, dass ich trotz eines geisteswissenschaftlichen Studiums, in dem ich eine Menge ähnlichen Intellektmüll lesen musste, nicht verstehe, worin der Widerspruch zwischen "ist was er schreibt" und "das Werk ist in die Person eingewandert" liegt: Merkt denn Steinfeld nicht, was er macht, wenn er Grass gerade vor diesem Hintergrund zum Repräsentanten "über fünfzig Jahre politischer, sozialer, medialer, literarischer Geschichte" befördert? Er adelt damit das Geschmier mit der letzten Tinte sozusagen genau zur Summe der deutschen Geschichte.
Zitat von Zettel Steinfeld ist (einer der beiden) Leiter des Ressorts Feuílleton, nicht eines politischen Ressorts. Im Feuilleton wird über den Abdruck von Gedichten im allgemeinen nach dem Gesichtspunkt der literarischen Qualität entschieden.
Über die literarische Qualität findet man in der matten Verteidigung Steinfelds kein Wort.
Nein. Die Qualität wohnt der Person Grass intrinsisch inne.
Gruß Petz "The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
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