Zitat von Zettel
Zitat von Meister Petz Aber Lyrik, die, wenn man so will, "subjektivste" Literaturgattung?
Es ist ja diejenige, lieber Meister Petz, mit der die meisten Jugendlichen bestens vertraut sind. Ich weiß nicht, ob Helene Fischer nun unbedingt eine Mehrheit der Jugendlichen anspricht, aber hier ist ihre neueste Lyrik: Zitat Ich wollte dich nie wieder seh'n. Jetzt will ich grade schlafen geh'n. Da rufst du unerwartet bei mir an.
Mein Kopf schlägt gleich ganz laut Alarm. Lass doch nicht nachts dein Handy an. Doch da schreit schon mein Herz, ich muss zu dir.
Und ich zieh' mir schon beim Reden alles an, was dich verführt und trag den Duft, der dich heut' nacht verzaubern wird.
Die Hölle morgen früh ist mir egal. Egal wie oft ich noch zu Boden knall'. Für eine Nacht mit dir allein im Himmel, mit dir allein im Himmel sterb' ich noch tausend Mal.
Diese Liebeslyrik ist vielleicht auch nicht viel besser als die Gedankenlyrik von Günter Grass. Aber das interessiert Jugendliche offenbar; jedenfalls, wenn es gesungen wird wie einst auch die Liebeslyrik von Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach.
Ich weiß nicht, ob Deutschlehrer das machen - aber wenn ich Deutsch zu unterrichten hätte, würde ich wahrscheinlich einen solchen Text nehmen, ihn älterer Liebeslyrik gegenüberstellen und und die Schüler zum Vergleichen anregen.
Ich will Ihnen keineswegs zu nahe treten, lieber Zettel, aber Helene Fischer, von deren Existenz ich, das nur nebenbei, bis jetzt nicht den Schimmer einer Ahnung hatte – ganz zu Recht übrigens, wie sich schnell herausstellte, als ich mich auf Youtube einer Probe ihrer Kunst wie einem Gottesurteil unterwarf – ist ein schlechtes Beispiel.
Die Lyrik ist indes soo unterirdisch nicht – es ist die „Musik“, von der ich mir allenfalls vorstellen kann, dass sie in einem jugendlichen Gehirn, mir geht es bei dieser „Musik“ übrigens heute noch so, nur schwer kontrollierbare Gewaltfantasien erzeugt.
Ich hätte, und tue es heute noch, einen Eschenbach und einen Walther von der Vogelweide einer Hel... Dings, den Namen habe ich schon wieder vergessen, eindeutig vorgezogen. Mit freundlichem Gruß
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
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