Zitat von Ulrich Elkmann Der grüne Bereich in Deutschland speist sich ja vom Herkommen aus dem Erbe von '68 und dem Scheitern der ganz-linken und APO-Visionen, die sich dann mit der AKW-Nee-Strömung kurzschlossen. Im Frankreich saßen in diesem Bereich ja sehr präsent die Kommunisten, zumeist als tendance trotzkiste, wo man die Vision der gerechten Gesellschaft hochhalten konnte, ohne mit dem Manko der realen Modelle konfrontiert zu werden. Die ländlichen Partikularinteressen, Widerstand gegen die Pariser Zentrale, gingen dann eher in örtliche Bürgerinitiativen ohne landesweites Echo oder die radikale Rechte.
So ähnlich sehe ich es auch, lieber Ulrich Elkmann.
Zu der Zeit zwischen 1967 und 1969, die gern durch den Mai '68 symbolisiert wird, war die Lage in Frankreich und Deutschland recht ähnlich; außer daß in Frankreich natürlich die Kommunisten traditionell stark waren. Aber diese - der PCF - zählte im Grunde zum Establishment.
Die Revoluzzer von 1968 wollten irgend etwas Neues, gemischt aus Marxismus, Anarchismus, Hippiebewegung und Dritte-Welt-Romantik. Als das zerbrach, entwickelten sich die Dinge in Frankreich und Deutschland unterschiedlich:
In Deutschland knüpfte man an die Romantik und das Biedermeier an. Die gescheiterten Revoluzzer begaben sich auf den Weg nach innen, ungefähr wie nach dem Wiener Kongreß. Dabei spielte der Entrismus der Kommunisten aus den K-Gruppen eine Rolle, die keine Romantiker waren, sondern à la Fischer die Romantik der anderen für ihre Zwecke einspannten. Aber es war doch im Kern eine romantische Bewegung, die aus der die Grünen als starke Kraft hervorgingen und die uns als vorerst letzte ihrer Kopfgeburten den "Ausstieg" beschert hat.
In Frankreich passierte das, was dort in jeder Generation passiert: Aus den jungen Radikalen wurden mehr oder minder konservative Träger des Systems.
Diejenigen, die das nicht wollten, wurden von Maoisten zu Trotzkisten. Um Ökologie kümmerten sie sich nur dort, wo das ihnen zur Massenmobilisierung geeignet erschien, zum Beispiel bei der Lutte du Larzac. Auch da interessierten sie die Bauern, die um ihr Land fürchteten, mehr als der Schutz der Natur.
Es fehlt in Frankreich einfach dieses romantische Verhältnis zur Natur, das wir Deutsche haben. Bei forêt hat kein Franzose die Assoziationen, die uns dabei überkommen.
Herzlich, Zettel
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