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Zettel
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22.04.2012 05:08 |
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RE: (2) Letzte Informationen vor dem ersten Wahlgang
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Zitat von Hausmann
Zitat Es fehlt in Frankreich einfach dieses romantische Verhältnis zur Natur...
Stimmt mein Eindruck, daß sich diese Einstellung auch auf die Kernenergie bezieht? Wenn ja: Gibt es dafür bestimmte Gründe, die Dynastie Curie vielleicht mit dem Radium-Institut, die eigenen Kernwaffen o.ä. Oder spielt dieser historische Hintergrund (den wir Deutschen bezüglich der Forschung eigentlich auch haben) nur eine Nebenrolle?
Soweit ich sehe, lieber Hausmann, war die Haltung zur Atomenergie in Deutschland und in Frankreich in der Nachkriegszeit ähnlich: Man begrüßte und förderte - in einer breiten Öffentlichkeit - ihre friedliche Nutzung und erwog den Bau bzw. die Verfügungsgewalt über Atomwaffen.
Die Wege entwickelten sich auseinander, als Frankreich nach dem Machtantritt de Gaulles die Force de frappe aufzubauen begann und damit zur vierten Atommacht wurde, während Deutschland allen atomaren Träumen, wie sie zB Strauß gehegt hatte, entsagte. Damit bekam der gesamte nukleare Bereich für Frankreich eine ungleich größere Bedeutung als für Deutschland, was sich auch darin äußerte, daß Frankreich für die Stromversorgung ganz auf die Atomkraft setzte.
Endgültig trennten sich die Wege, als die deutsche extreme Linke (dh die westdeutsche unter wesentlicher geheimer Förderung durch das MfS) in der "Friedensbewegung" und der "Anti-AKW-Bewegung" die Themen Frieden und "Kampf gegen das Atom" zusammenführte; mit glänzenden Agitprop-Erfolgen. Das wurde dann durch den Unfall von Tschernobyl 1986 noch einmal verstärkt, der in Deutschland eine ungleich hysterischere Reaktion auslöste als im (geographisch natürlich auch weiter entfernten) Frankreich.
Seither ist es, soweit ich sehe, wohl so, daß man in Frankreich mit der Nutzung des Atoms "Sicherheit" assoziiert - Sicherheit der Energieversorgung, militärische Sicherheit durch die eigene Atomwaffe. In Deutschland wird damit hingegen "Unsicherheit" verbunden.
Herzlich, Zettel
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