Zitat von AldiOn Wenn ich das richtig sehe ist die Rechte in Frankreich ähnlich zersplittert wie in Deutschland die Linke- und damit auch organisatorisch behindert. Und in Frankreich sammelt der Kandidat der Linken ALLE linken Stimmen und einen Teil der rechten Stimmen ein.
So ist es.
Die Linke ist zwar auch auf etliche Parteien verteilt, die teils wiederum in Strömungen zerfallen.
Die Sozialistische Partei ist selbst schon als Sammlungsbewegung gegründet worden; aus zB der traditionellen Arbeiterpartei S.F.I.O. ("Französische Sektion der Arbeiter-Interntionale"), der linken Intellektuellenpartei PSU, diverser linker "Clubs" usw. Inzwischen gehören zu ihr auch Teile der ehemaligen Radikalsozialistischen Partei (die aber linksliberal war), die Radicaux de Gauche.
Ebenso ist Mélenchons Front de Gauche eine Sammlungsbewegung aus mehr einem halben Dutzend Parteien und Gruppen, deren Kern die Kommunistische Partei Frankreichs ist, also die traditionsreiche, lange orthodox moskautreue PCF mit Führern wie Georges Marchais und Jacques Duclos. Ebenso sind die Trotzkisten gespalten; auch jetzt haben sich ihre Stimmen auf drei Kandidaten verteilt (Mélenchon, Poutou und Nathalie Arthaud). Hinzu kommen die Grünen.
Aber alle diese vielen Parteien, Gruppen, Strömungen sehen sich doch als Teil derselben "politischen Familie" und haben im zweiten Wahlgang immer den Kandidaten der Linken unterstützt.
Wie Sie schreiben, lieber AldiOn, ist das auf der Rechten nicht so. Es spielt dabei ein Rolle, daß sie historisch in Teile gespalten ist, die sich bitter bekämpft haben (buchstäblich mit Waffen): Die religiös-konservative Rechte, wie sie etwa Philippe de Villiers repräsentierte, der auch einmal Präsidentschaftskandidat war; die Gaullisten; die Nationalisten des Front National, die als einzige innerhalb des rechten Spektrums ihre historischen Verbindungen eher zu Pétains Vichy-Staat haben als zur Résistance.
Hinzu kommt: Auf der Linken gibt es in Frankreich keine Abgrenzung zwischen gemäßigt und extremistisch. Der sozialistische Ministerpräsident Lionel Jospin war noch in dieser Funktion zugleich Mitglied einer trotzkistischen Zelle, die von dem legendären "Lambert" begründet worden war (militante Trotzkisten tragen Parteinamen). Es gab nie ein Problem damit, Kommunisten in linken Regierungen zu haben. Auf der Rechten gibt es aber diese Abgrenzung. Die Konservativen und die Gaullisten, die untereinander spinnefeind sind, wollen beide nichts mit dem Front National zu tun haben.
Und dann gehören zum bürgerlichen Lager ja auch noch die Parteien und Strömungen der Mitte - die Centristes; Christdemokraten, Liberale, Leute, die bei uns in der CDU oder der FDP wären. Sie versuchen es seit der Gründung der Fünften Republik (der Übergangs-Ministerpräsident von der Vierten zur Fünften, Pierre Pflimlin, gehörte zu ihnen), aber sie haben nie einen Fuß auf die Erde bekommen. Bis auf ein einziges Mal, als der Liberale (die Partei hieß Républicains Indépendants) Valéry Giscard d'Èstaing Präsident war; der geschätzte Partner des Kanzlers Helmut Schmidt.
Jetzt bin ich a bisserl ins Plaudern gekommen, lieber AldiOn. Aber vielleicht interessiert's ja. 
Herzlich, Zettel
|