Zitat von Solus im Beitrag #28Ich hoffe ja, dass sich an unserem Wahlrecht nichts grundlegendes ändert, oder wenn, wir ein reines Verhältniswahlrecht bekommen. [...] Bei einem Verhältniswahlrecht besteht wenigstens die Möglichkeit, dass eine für mich wählbare Partei genug Stimmen bekommt, um ins Parlament einzuziehen. So es denn irgendwann eine solche Partei geben wird.
Eine, wie ich glaube, ganz ähnliche Überlegung läßt mich das reine Mehrheitswahlrecht favorisieren. Um ins Parlament einzuziehen, braucht eine Partei dabei nur einen einzigen Wahlkreis zu gewinnen, denn eine 5%-Klausel gibt es hier natürlich nicht! (Die Absicht bei letzterer war ja wohl, eine allzu große Zersplitterung zu vermeiden, wie wir sie jetzt aber trotzdem beginnen sehen.) Außerdem spielt die Parteibindung des Abgeordneten eine untergeordnete Rolle; es kommt durchaus vor, daß parteilose Kandidaten gewählt werden, weil sie sich lokal in ihrem Wahlkreis einen Namen als fähige Politiker und Vertreter der Bürgerinteressen gemacht haben.
Aber selbst wenn wir einmal vereinfachend annehmen, daß es bei Mehrheitswahlrecht im wesentlichen zwei wichtige Parteien gibt, die Regierungs- und die Oppositionspartei, so kann das dennoch positive Auswirkung auf die Wählbarkeit der Parteien haben. Während nämlich nach dem derzeitigen deutschen System die Parteien um Prozentanteile der Bevölkerung konkurrieren und dabei --- insbesondere in letzter Zeit --- dieselben Themen besetzen, die (aufgrund ihrer Prominenz in den Medien) als besonders konsensfähig angesehen werden, mit dem Ergebnis, daß die Parteien sich immer mehr assimilieren und im Bundestag statt der nötigen kontroversen Debatten Konsensorgien abhalten, ist bei zwei Hauptparteien mit potentiellen zusätzlichen Konkurrenten im Nacken viel mehr Motivation zu klarer Abgrenzung und Profilierung gegeben. So stehen sich in Großbritannien eine mehr oder weniger traditionell linke (Labour) und eine ausgesprochen libertäre (Conservative) Alternative gegenüber, und wenn man berücksichtigt, daß immer ein gewisser Kompromiß erforderlich ist und man keine Partei finden wird, die in allen Punkten der eigenen Meinung entspricht, sollten sich auch tatsächlich die meisten Bürger bei dem einen oder anderen Lager wiederfinden können.
Was hilft es dagegen, mit ca. 7 im Parlament sitzenden Parteien das prozentuale Wahlverhalten der Bürger möglichst mathematisch genau abbilden zu wollen, wenn in den wirklich grundsätzlichen Fragen fast alle dieser Parteien einer Meinung sind?
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