Lieber Zettel,
ich glaube auch, dass es eine Front gibt. Aber weniger zwischen Hundehaltern und Nichthundehaltern wie man vielleicht zunächst annehmen sollte. Ich habe das Gefühl die Front verläuft zwischen denjenigen, die Hunde (oder auch andere Tiere) vermenschlichen und denen, die ein klares Tier sehen. So scheint es nach dem, wie ich ihren Beitrag verstehe, auch zwischen Ihnen und mir zu sein.
Für jemanden der einen Hund mit menschlichen Eigenschaften definiert (und Demut würde ich da auf jeden Fall zuzählen), für den ist natürlich eine Leine fast eine Ungeheuerlichkeit. Einen Menschen würde man nicht anleinen, man würde ihm keinen Maulkorb verpassen (zumindest nicht im wörtlichen Sinne) und man würde natürlich auch nur begrenzt verstehen, warum man einen Menschen einer "Wesensprüfung" unterziehen sollte. Diese Haltung basiert (aus meiner Sicht) auf einem Fehler: Ein Tier ist kein Mensch. Auch nichts vergleichbares im Sinne von "Wir sind alle Primaten" (denn unter dem Gesichtspunkt haben wir auch alle nahezu die selbe Genstruktur wie die gemeine Fruchtfliege, der ich trotzdem den Garaus mache, wenn Sie sich auf meinen Kuchen setzt). Und sei es noch so treu, gutherzig oder klug. Es bleibt ein Tier. Und kein Mensch weiss was in einem Tier vorgeht ("Das hat er ja noch nie gemacht").
Als Besitzer (!) eines Tieres habe ich die Verpflichtung (wie bei jedem anderen Eigentum auch) sicherzustellen, dass es keinen Schaden bei anderen anrichtet, schon gar keinen verheerenden Schaden. Das ist einfach eine gesellschaftliche Spielregel. Ich darf kein Auto fahren das plötzlich einen Menschen anfährt und ich darf keinen Hund ausführen der plötzlich auf einen Menschen losgeht. "Hundervermenschlicher" sind oft der Meinung das diese Regel für ihren Hund nicht gelte, weil er ja kein Besitz ist sondern ein Lebewesen. Diese Sichtweise wird aber von vielen nicht geteilt und da verläuft eben die Front.
Ich kenne sehr vernünftige Hundebesitzer, die sich durchaus darüber bewusst sind, dass es sich um ein Tier handelt. Solche Leute würden ein Tier immer anleinen, wenn sie nicht sicherstellen können, dass das Tier exakt aufs Wort hört. Leider gibt es auch die anderen. Und die sind im Endeffekt die, die den ganzen Ärger produzieren. Wir bräuchten keine Leinenpflicht, wenn es nicht so viele unvernünftige Hundehalter gäbe.
Ich spreche niemanden seinen "Familienhund" ab, der sicher unglaublich treu, lieb, demütig und liebevoll sein mag. Es soll jeder nach seiner Facon glücklich werden. Aber dieses Glück schliesst nicht das Recht ein andere zu gefährden, die, nebenbei, von diesem Glück nichts haben.
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