Zitat von Noricus im Beitrag #66 Das meinen Sie doch nicht im Ernst, oder? Es gilt also die Diktatur der Mehrheit, ganz egal, wie berechtigt oder unberechtigt ihre Anliegen sind. Wenn A in eine alternative Siedlung zieht, deren Bewohner es ihm aus ökologischen Gründen ankreiden, dass er im Advent sein Haus mit Tausenden von Lampen schmückt, dann soll er die Festbeleuchtung also abnehmen oder sich ein anderes Viertel suchen. Und jemand, der vor Hunden Angst hat, soll wohl nicht mehr den Waldweg benutzen, auf dem bestimmte Zeitgenossen ihre nicht erzogenen Hunde herumlaufen lassen? Wäre es im Vergleich zu diesem Totalverzicht nicht die kleinere Freiheitseinschränkung, wenn nicht erzogene Hunde an die Leine genommen würden?
Also so zugespitzt natürlich nicht. Ich hatte in meinem ersten Kommentar ja schon geschrieben, dass ein Interessenausgleich durch ein in einem Gespräch dargelegten Unterschied der Interessen erzielt werden kann und sollte. Wenn jemand unbedingt in einer alternativen Siedlung wohnen will, ohne auch nur im Entferntesten deren Satzung und Ziele zu respektieren, sehe ich keinen Unterschied zu demjenigen der neben eine Landebahn zieht um ein Nachtflugverbot durchzusetzen oder über einen Club um seine Schließung zu erwirken. Und wer vor Hunden Angst hat, und ich hab auch welche, sollte lernen damit umzugehen.
Zitat von Noricus im Beitrag #66 Da möchte ich widersprechen: Diktaturen haben - was die geschriebenen Gesetze betrifft - oft keine höhere Regelungsdichte als rechtsstaatliche Demokratien europäischen Zuschnitts. Der Druck wird gerade dadurch aufgebaut, dass z.B. die Mitgliedschaft in gewissen Organisationen erwartet wird und die Nichtmitgliedschaft wirtschaftliche Nachteile zeitigt. Aber dies geschieht in einem rechtsfreien, nämlich just im gesellschaftlichen Raum. In den Gesetzen steht davon meistens nichts.
Da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Kennen Sie den Ausdruck "Gummiparagraphen"? Es gibt in Diktaturen keine Rechtssicherheit, es herrscht Willkür und Angst. In irgendwelche Organisationen geht man dann, weil man Karriere machen will, nicht weil man da rein muss. Eben habe ich gelesen dass Stauffenberg nicht in der NSDAP war ...
Zitat von Noricus im Beitrag #66 Da würde der Blick in so manches Viertel einer deutschen Großstadt zu anderen Schlüssen führen.
Der Eine mehr, der Andere weniger und mancher wird halt nie erwachsen.
Zitat von Noricus im Beitrag #66 Und wenn man dann doch Verhaltensvorschläge erteilt bekommt: diese befolgen oder wegziehen? Ich mache sicher niemandem Vorschriften. Aber wenn jemand in meine Sphäre übergreift, was soll ich dann tun: Augen zu und an England denken? Oder dem anderen vielleicht doch mitteilen, dass ich mit seinem Verhalten nicht einverstanden bin?
Ich ziehe es vor nicht auf das Verhalten anderer abzustellen, sondern für die Respektierung meiner Interessen zu werben. Niemand will erzogen oder analysiert werden und ich ganz besonders nicht. Also versuche ich zu vermeiden, dass die ganze Diskussion überhaupt auf diese Ebene gerät. Da kommt nicht viel bei heraus außer Besserwisserei und Streit.
Zitat von Noricus im Beitrag #66 Offen gesagt ist meine Renitenz gegenüber Mitmenschen, die mir ihre Weltanschauung und ihre Vorstellung vom "richtigen" Leben ganz ohne gesetzgeberische Legitimation aufzwingen wollen, auch ziemlich stark ausgeprägt.
Und wenn die das dann in Gesetzesform gießen, nimmt die wieder ab?
Zitat von Noricus im Beitrag #66 Das ist ja genau der Punkt. Theoretisch bin ich völlig einer Meinung mit Ihnen, dass Vernunft und Empathie viele Gesetze überflüssig machen würden. Aber diese Eigenschaften schlagen beim Menschen halt nur manchmal durch. Häufig gewinnen Egoismus und der Unwille, über den eigenen Tellerrand hinwegzuschauen, die Oberhand. Mit vorbildlichen Menschen wäre die Bürgergesellschaft, wie Sie sie im Sinn haben, ohne weiteres zu realisieren. Mit Menschen, wie sie einem im Alltag begegnen, wohl weniger. Da es, wie Sie richtig feststellen, für den gesunden Menschenverstand keinen verbindlichen Maßstab gibt, ist er als normative Kategorie unbrauchbar. Jeder kann für seine Position den gesunden Menschenverstand reklamieren. Und dadurch die Ansicht des anderen diskreditieren.
Genau, er kann. Er muss aber nicht. Und ich denke in den meisten Fällen erreicht man mit einer positiven Grundannahme den Anderen betreffend mehr, als mit einem ständigen Ausbau staatlichen Handelns.
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