Zitat von Thanatos im Beitrag #14Ich bezog mich ja nicht auf das Repertoire an sich, sondern auf den Umgang des Regietheaters mit dem Text - was ja auch Thematik ihres Ausgangsartikels ist. Solange diese Klassiker textgerecht umgesetzt und/oder behutsam aktualisiert werden, beschwert sich ja gar niemand.
Das Regietheater tut aber dem Text und dessen Intentionen (meist) Gewalt an, darüber dürfte ja Einigkeit bestehen. Wie nun konkret in Bochum inszeniert wird, weiß ich allerdings nicht; offensichtlich meist nicht im brachialen Umdeutungsstil - in einem Provinztheater wie Zwickau passiert dies ebenfalls nicht, hier wird (noch) "konservativ" im besten Sinne Theater gemacht.
Soweit ich es beurteilen kann, ist das die Situation an den meisten deutschen Bühnen. Die Stücke werden "modernisiert", was zB das Bühnenbild und die Kostüme angeht (was übrigens auch eine Frage des Etats ist; historische Kostüme sind teuer, und nicht alles ist im Fundus). Aber die Regisseure bemühen sich doch darum, den Autor zu interpretieren, statt den Text zu vergewaltigen.
Aber es gibt dieses Letztere eben auch; und in der Oper ist es nach meinem Eindruck besonders oft zu finden. Mein Text richtet sich gegen diese Fehlentwicklung; nicht gegen die heutige Theaterpraxis in toto.
Noch etwas zu der Frage, warum eigentlich die Dirigenten mit der Musik so viel behutsamer umgehen als manche Regisseure mit dem Text: Vielleicht hat es mit den Voraussetzungen und der Ausbildung zu tun.
Ein Dirigent muß ein erstklassiger Musiker sein. Er hat das Handwerk lernen müssen, hat sich dabei respektvoll mit den Werken der großen Meister vertraut gemacht. Regisseur kann man aber mit vergleichsweise geringer Mühe werden.
Gute Regisseure inszenieren vom Stück her und in der Gestaltung der Aufführung gewissermaßen von unten her. Sie überlegen sich Regieeinfälle, die sich aus Situationen ergeben; aus dem, was man mit den Requisiten machen kann. Sie achten auf die Details - wo welcher Schauspieler jeweils steht, wie sich die Darsteller bewegen. Das ist Choreographie, es ist manchmal auch Pantomime.
Solch eine Inszenierung ist mühsam und erfordert eben handwerkliches Können. Da hat es der genialische Regisseur à la Schlingensief einfacher, der ein paar extravagante Ideen hat und meint, damit sei die Inszenierung schon gelaufen.
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