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Zitat von Zettel im Beitrag #5
Zitat von ratloser im Beitrag #2 Die Schimäre des "arabischen Frühlings" mit Blitzdemokratisierung der islamischen Massen fand ich von Anfang an sehr lustig. Wishful thinking....
Ja, das war naiv.
Zitat von ratloser im Beitrag #2 An der letztendlichen Machtergreifung der Islamisten bestand nicht nur für mich nie ein Zweifel.
Ja, da staune ich eben. Sie meinen, wie mir scheint, daß Sie in die Zukunft blicken können. Ich kann das leider nicht. 
Ach nein? Aber Sie sind doch stolz wie Bolle auf Ihre Wahlvoraussage und erklärter Fan von Nate Silver! (sorry, der musste sein).
Voraussagen bezüglich historischer Entwicklungen werden natürlich um so unsicherer, je weiter die Projektion reicht. Die Deduktion von den herrschenden Bedingungen in den arabischen Ländern sowie der Natur des Islam auf die Folgen des "Frühlings" war jetzt allerdings leichter als Nate Silvers Wahlprognose! Falsch lagen nur die, die den Islam verkennen wollen...müssen...wie zum Beispiel unser größter aller Bundesaußenminister.
Zitat von Zettel im Beitrag #5 Zitat:Konkret auf Tunesien bezogen: Wie stellen Sie sich diese Machtergreifung vor? Militär und Polizei sind weiterhin säkular. Die Ennahda besteht nicht aus Salafisten, sonst würde sie ja nicht von diesen bekämpft; allerdings gibt es dort Sympathisanten der Salafisten. Diese haben einen bewaffneten Arm, der aber für einen Aufstand viel zu schwach ist. Wie also, lieber ratloser, wird diese Machtergreifung, deren Sie so sicher zu sein scheinen, nach Ihrer Auffasung vonstatten gehen?
In Ägypten und Pakistan z.B. haben die islamistischen Gruppierungen in den letzten Jahren systematisch Nachwuchskader in die Führungsstäbe der Miltärs infiltriert. Das wird in Tunesien nicht anders sein. Sich auf die Säkularität/Staatstreue von Polizei und Militär zu verlassen, war schon immer ein gewagtes Spiel.
Zur Machtergreifung bedarf es keines Aufstands...das haben die Muslimbrüder längst verstanden und versuchen zu vermeiden, dass die zu strategischem Denken unfähigen Salafisten alles schwieriger machen, als notwendig. Sie glauben, die Ennahda strebt keine Sharia-konforme Gesellschaft an? Im Ernst? :-))
Zitat:Zitat von ratloser im Beitrag #2 In deren Zusammenhang von "gemäßigt" zu sprechen, erinnert mich an das naive Ansinnen von Gabriel, man müsse in Afghanistan mit den "gemäßigten Taliban" reden.
Alles in einen Topf zu werfen ist aber ebenfalls naiv. Erdogan ist kein Mursi, und Mursi ist kein Al-Zawahiri, der auf Video-Aufnahmen Köpfe abschneidet. Dazwischen liegen politische Welten.
Ja...politische Welten bezüglich der Machtergreifungsstrategie, nicht aber politische Welten bezüglich des angestrebten Ziels einer Sharia-konformen Gesellschaft..
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Zitat von ratloser im Beitrag #2 "Gemäßigte Islamisten" sind eine Contradictio in adiecto. Es gibt Unterschiede in der Strategie zur Machtübernahme, aber nicht im Ziel: der Errichtung einer Sharia-konformen Gesellschaft...somit einer totalitären Gesellschaft, in der die von uns geteilten Menschenrechte nicht gelten.
Ihre contradictio in adiecto ist eine petitio principii. 
nein, ist sie nicht! ;-)
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Es wird schwer sein, uns zu verständigen, lieber ratloser.
Das betrübt mich, macht aber einen Austausch nicht von vornherein vergeblich.
Zitat Ich bin neugierig, versuche zu verstehen, sammle Informationen und gehe davon aus, daß wir wenig davon wissen, wie die Zukunft sein wird.
Das stimmt. Aber wir (könnten) wissen, wie die Religionsideologie Islam ist, welche soziokulturellen, individuell psychologischen und politischen Konsequenzen sie zeitigt...natürlich nur, wenn diese Erkenntnis nicht unser Weltbild zu zerkratzen droht.
Zitat Sie scheinen die unerschütterliche Überzeugung zu haben, daß Sie durchblicken und daß Ihr Blick auf eine wunderbar einfache Welt fällt, in der zum Beispiel die Vielfalt des Islam, die Verschiedenheit der politischen Bewegungen, die derzeit in Arabien miteinander ringen, sich auflöst und durch einen Monolithen ersetzt wird.
Lieber Zettel, meine Welt ist natürlich klein und reduktionistisch....der Islam dagegen ist groß und bunt und vielfältig, der Koran für Exegesen nach allen Seiten offen und demonstriert dies jeden Tag seit ca. 1500 Jahren.
En passant, wo beziehen Sie Ihre Erkenntnisse über den Islam eigentlich her? ;-)
Zitat Mir kommt das holzschnittartig vor angesichts der Komplexität der Realität, die ich zu verstehen suche. Zu Tunesien lese ich die französische und die französischsprachige tunesische Presse; ich informiere mich bei Stratfor, verfolge die Berichte in der Washington Post und der NYT. Was ich sehe, ist ein komplexes Bild.
Mein Islambild habe ich im Gegensatz zu Ihnen aus Readers Digest und dem Penthouse, lieber Zettel....das ist klar....ich hoffe aber, noch ein bißchen zusätzliches Material zum Schnitzen meiner kleinen Welt hinzuzubekommen....
Zitat Sie brauchen alle diese Informationen offenbar gar nicht, denn Sie wissen ja schon, was - um unseren Altkanzler zu zitieren - hinten herauskommt. Ich weiß das nicht.
Jetzt werden Sie offen arrogant, lieber Zettel. Denn über meinen Informationsstand, bzw. meine Informationsquellen wissen Sie nichts...aufgrund der Intensität Ihrer Unterstellungen nehme ich jedoch an, Sie hoffen, ich hätte keine! ;-)
Ih
Zitat r Bild der politischen Strömungen in den islamischen Ländern, lieber ratloser, erinnert mich an das Amerikabild europäischer Linker, für die die GOP, die Tea Party, die Evangelikalen, die Neocons und der Ku Klux Klan dasselbe sind. 
Lieber Zettel...entscheidend ist auf dem Platz.
Ich messe den Islam an seinen dogmatischen theoretischen Grundlagen, der Selbsterklärung durch die islamisch religiösen Autoritäten, seiner Geschichte und an dem Sein der realen islamisch geprägten Gesellschaften.
Das reicht zu einer profunden und - wie Sie wissen - durchaus negativen Einschätzung meinerseits.
Aber ich ich schau mir im Gegensatz zu Ihnen ja auch nur Readers Digest an! ;-)
ebenfalls herzlich
ratloser
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