Zitat
Zitat von Zettel im Beitrag #14
Zitat von ratloser im Beitrag #13 Sie werfen mir ziemlich unverblümt Unwissen und Ignoranz vor, aber ich habe den Eindruck, Ihr "Wissen" von dieser Religionsideologie beruht auf Hoffnung, Projektion und Hörensagen.
Nein, lieber ratloser, das werfe ich Ihnen nicht vor.
Ich konstatiere nur etwas, das mich in anderen Zusammenhängen mein Leben lang verwundert hat: Diese Sicherheit, mit der Sie Ihre Meinung vertreten. Ich bin nun einmal ein Skeptiker und kein Dogmatiker. Ich bin geprägt von Denkern wie Aristoteles, Descartes, Hume und Kant. Ich glaube nicht daran, daß man sich seines Wissens sicher sein kann. Die Realität ist meistens anders, als wir uns das ausdenken.
Lieber Zettel,
ich bin u.a. Mitglied in der GWUP und ein robuster Skeptizismus ist mir schon seit Jugendjahren eigen. Das hindert mich jedoch nicht daran, auch Überzeugungen...entschiedene Meinungen zu vertreten, wenn es meiner Kenntnislage und Erfahrung entspricht.
Dies mit Dogmatik zu verwechseln (oder es als solche zu diffamieren?), trifft es nicht, da meine Überzeugungen und Meinungen keinesfalls unumstößlich...unkorrigierbar sind.
Ich habe in den letzten dreißig Jahren viele meiner ursprünglichen grundlegenden Annahmen über die Menschen und die Welt korrigiert, habe diesbezüglich aber seit längerer Zeit einen in den Grundzügen steady state erreicht.
Ihr dekonstruktivistischer Realitätsbegriff hat mehr auf einer abstrakt reflektiven, als auf einer real pragmatischen Ebene Bedeutung.
Zitat Zitat:Ich sehe in Ihnen einen klugen Gesprächspartner; sonst würde ich ja nicht so ausgiebig mit Ihnen diskutieren. Aber ich staune eben über diese Sicherheit. Es ist ja, psychologisch gesehen, dieselbe Sicherheit, die auch die Islamisten haben. Es ist dieselbe keinen Zweifel duldende Sicherheit wie diejenige der Marxisten.
Meine Wesensverwandtschaft zu Dogmatikern links wie rechts oder gar zu verbitterten Neuen Rechten haben Sie ja nun schon oft genug betont. ;-)
Zitat Mir als Naturwissenschaftler liegt dieses Denken sehr fern. Wer sein erwachsenes Leben mit dem Erdenken, Durchführen und Auswerten von Experimenten und mit dem Versuch verbracht hat, zu verstehen, was sie bedeuten, der weiß, wie oft man sich irrt. Wie auch die plausibelsten Ideen sich als falsch erweisen, weil nun einmal die Daten nicht so sind.
Wir bewegen uns aber nicht im Raum der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung (ich habe übrigens selber einen naturwissenschaftlichen Hintergrund). Ihr Problem scheint mir zu sein, dass Ihnen die Ebene der schlecht operationalisierbaren Faktoren wenig zugänglich ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Faktoren für die politischen Entwicklungen im weitesten Sinne keine wesentliche Rolle spielen.
Zitat Wir lernen, das war ja bekanntlich die Grundidee Poppers, durch unsere Irrtümer. Nichts habe ich mein Leben lang spannender gefunden als Experimente, deren Daten völlig anders waren als vorhergesagt. Das bringt die Erkenntnis voran. Nicht die Überzeugung, alles ohnehin zu wissen.
Poppers kenne ich auch, dass sind doch die Dinger, wo einem schwindelig wird?!
Lieber Zettel, ich bin vielleicht mitunter blöd, aber ich bin nicht doof. ;-)
Da sind wir uns doch einig, lieber Zettel. Das ist doch banal.
Die Frage ist doch im vorliegenden Zusammenhang, wie wir den Charakter der Religionsideologie Islam einschätzen. Und davon ableitend die konkreten Konsequenzen für islamisch sozialisierte aka indoktrinierte Menschen in Bezug auf ihre Weltsicht...Bedürfnisse...Entwicklungsmöglichkeiten.
Das können Sie experimentell nicht klären. Da hilft nur Empirie und Deduktion. Mein Eindruck ist, dass Sie sich mit der Ideologie des Islam nicht wirklich vertraut gemacht haben.
Natürlich kann es auf lange Sicht zu einer zunehmenden Säkularisierung, zu einer Emanzipation vom Islam kommen...auch wenn es um die säkularisierungsfördernden Faktoren in den islamischen Gesellschaften sehr schlecht bestellt ist.
Aber es hat im Islam seit Manifestation dieser Ideologie keine wirkliche Reform gegeben...und eine solche wäre auch definitiv gegen das islamische Dogma der Vorgegebenheit...der Endgültigkeit. Wenn Sie von gemäßigten islamistischen Kräften sprechen und auf diese Ihre Hoffnung setzen, liegt meines Erachtens ein Mißverständnis Ihrerseits bezüglich des Charakters des Islam und den grundlegenden Zielen von mehr oder auch weniger gewalttätigen islamistischen Gruppierungen vor.
Sie werden das Video kennen:
In the video, which was first broadcast last April and re-broadcast October 9th, Ghannouchi said, “The secularists are still controlling the media, economy and administration. Therefore, controlling them would require more time.” He added that “the police and army’s support for Islamists is not guaranteed, and controlling them would also require more time.”
The Ennahda leader said, “We’ve met with Hizb ut-Tahrir, and the salafists, including Sheikh Abou Iyadh and Sheikh al-Idrissi.”
Abou Iyadh, also known as Seif Allah Ben Hassine, is currently wanted by Tunisian police in connection with the September 14th attack on the US embassy.
He also told the salafists about achievements that were made for them after Ennahda came to office. “The government is now at the hands of Islamists, the mosques are ours now, and we’ve become the most important entity in the country,” he said.
http://www.magharebia.com/cocoon/awi/xht...0/15/feature-01
guten Wochenanfang allen Zettelchen hier! ;-)
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