Zitat von Noricus im Beitrag #21Sollten Privatschulen eine höhere Qualität haben, liegt das m.E. in erster Linie an den Schülern. Besagte Anstalten werden wohl hauptsächlich von den Kindern besserverdienender Bildungsbürger frequentiert. Dass in diesen Schichten eine ganz andere Leistungsethik herrscht als in der Durchschnittsbevölkerung und dass Underachiever in einer Privatschule viel mehr individuelle Förderung erhalten als in einer Staatsschule (was die erkleckliche Summen bezahlenden Eltern ja auch erwarten dürfen), liegt auf der Hand.
Natürlich liegt das an den Schülern. Aber nicht an den finanziellen Verhältnissen der Eltern, sondern an deren Bereitschaft für die Bildung ihrer Kinder aktiv zu werden und überdurchschnittlich verantwortlich zu sein. Es ist schlicht eine Frage der Wertung, nicht der finanziellen Möglichkeiten. Das Kindergeld kann auch für das Schulgeld verwand werden, muss es aber nicht.
Das ist richtig. Häufig wird auch übersehen, wie viel Eigenverantwortung das staatliche Schulwesen (zumindest in seiner Halbtagsversion) den Eltern und auch den Schülern belässt: Ob sich die Kinder das vormittags Vermittelte wirklich aneignen; ob sie die Unterrichtsstunden vor- und nachbereiten, wird nachmittags in und von den Familien entschieden, nicht vom Staat. Das Kindergeld kann auch für privaten Nachhilfeunterricht verwendet werden. Dies ist meistens eine sinnvolle Investition; denn in geschätzt 80-90 % der Fälle sind schlechte Noten auf Faulheit zurückzuführen.
In einer Privatschule wird hingegen das Erreichen des Lern- und Klassenziels (und damit der Nachhilfeunterricht) zu einer ökonomischen Notwendigkeit: für die Eltern, weil sie für das hohe Beschulungsentgelt eine adäquate Gegenleistung fordern; für die Schule, weil sie sich eine zu hohe Versagensquote nicht leisten kann, wenn sie am Markt bestehen will. Daher haben Privatschulen ein großes Eigeninteresse an der Förderung schwächerer Schüler und deshalb bieten sie entsprechenden Zusatzunterricht nachdrücklich an. Dies trägt dann unbeschadet weiterer Faktoren zu den besseren Notenschnitten in Privatschulen bei.
Zitat Wenn also die Kinder merken, dass ihre Eltern einige Anstrengungen unternehmen um ihnen das Lernen schmackhaft zu machen, könnte es ja immerhin sein, dass sie dann ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und sich anstrengen.
Könnte, ja. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die meisten Kinder so denken. Gegenwärtig dürfte es in den meisten Fällen so sein, dass sich die Eltern von Privatschülern nicht wirklich einschränken müssen, um ihren Kindern diese Form der Bildung zu ermöglichen. Treibende Kraft hinter der Entscheidung für eine Privatschule sind wohl in aller Regel die Eltern, während das Kind die Beeinträchtigungen seiner Lebensqualität wahrnimmt, die es ggf. dadurch erleidet: lange Anfahrten zur und Rückfahrten von der Schule; oder die Unterbringung in einem Internat; oder - bei nicht koedukativen Schulen - die Vereitelung des Kontakts mit dem anderen Geschlecht. Dass das Kind dann noch aus Dankbarkeit fleißig ist, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht ist mein Menschenbild einfach zu negativ
Zitat von Noricus im Beitrag #21 Wesentlich ist in der Diskussion m.E. nicht, ob man das Bildungsangebot einer Marktlösung zuführen soll, sondern welche Eingriffs- bzw. Normierungsrechte sich der Staat vorbehält. Überließe man beispielsweise die Wahl des Fächerkanons dem Markt, so würde dies zweifellos dazu führen, dass nicht bzw. kaum in bare Münze umsetzbare Gegenstände wie Latein und Geschichte bald in keinem Lehrplan mehr zu finden wären. Denn die Eltern würden - vernünftigerweise - darauf drängen, dass ihre Kinder über möglichst praxisnahe Gegenstände oder in der Art eines Propädeutikums für verwertbare Studienfächer unterrichtet werden. Man will seinem Sprössling ja nicht die Chance auf einen guten Beruf verbauen, indem man ihn zu viele brotlose Künste lernen lässt, während andere Eltern nur auf die Nutzbarkeit des zu vermittelnden Wissens schielen und ihrem Nachwuchs dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Schulen würden dann nicht mehr bilden, sondern ausbilden. Das kann man als Gesellschaft wollen oder auch nicht.
Das ist ja gerade das reizvolle der Marktlösung, solange die Eingriffs- bzw. Normierungsrechte für staatliche wie private Schulen gleich sind, kann man dann anhand der Entwicklung beobachten welche Schulform erfolgreicher ist. Man kann sich also die Spekulationen und Mutmaßungen sparen und einfach die Vielfalt der Gleichheit vorziehen. [/quote]
Einen Erfolgsvergleich kann man nur anstellen, wenn sich die zu vergleichenden Gegenstände an einem nämlichen Ziel messen lassen. Eine allgemeinbildende Schule hat als Ziel ... die Allgemeinbildung. Diese zu messen dürfte schwierig sein. Aber man wird wohl unterstellen können, dass Allgemeinbildung eine gewisse Vielfalt an Fächern voraussetzt. Ist hingegen das Ziel z.B. die Vorbereitung auf einen MINT-Studiengang, dann wäre es sinnvoll, die Zahl der Fächer zugunsten einer Verstärkung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts zu reduzieren. Allgemeinbildung ist letztlich frei von einem klar umrissenen Zweck; ob man aus ihr einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen kann, ist fraglich. Bei der gezielten Vorbereitung auf einen MINT-Studiengang ist das anders. Ein freier Lehrplanmarkt wird deshalb nicht zu mehr, sondern zu weniger Vielfalt führen. Verantwortungsvolle Eltern geben ihren Kindern lieber die Taube in die Hand, als dass sie ihnen den Spatzen auf dem Dach in Aussicht stellen.
Aber natürlich kann man das mal ausprobieren. Ich wäre ja froh, wenn ich mich irrte.
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