Mich wundert es immer wieder, wie oft und gerne über das Dschungelcamp und die dort zum freudigen Mitekeln praktizierten Showeinlagen diskutiert wird.
Na, muss wohl so sein. Ohne Aufreger keine Show.
Rätselhaft bleibt für mich, weshalb ausgerechnet das Dschungelcamp immer wieder moralisch hinterfragt wird. Nach meinem Kenntnisstand ist die Teilnahme freiwillig und wird entsprechend honoriert. Zudem handelt es sich bei den Teilnehmern in der Regel um Menschen, die bereits Erfahrungen mit den Medien haben und daher zumindest ahnen sollten, welche Art von Ruhm mit einem solchen Auftritt einhergeht.
TV-Formate wie beispielsweise DSDS erscheinen mir wesentlich verwerflicher. So erklärte ein ehemaliger Teilnehmer, dass er sich als homosexuell ausgeben musste. Ein anderer, dass ihm genau aufgetragen wurde, was er anziehen sollte ("schön schrill!") und was er zu singen habe ("Britney Spears! Sag, du bist ein riesengroßer Fan!") und dem anschließend vor einem Interview auch noch Essen in die Hand gedrückt wurde, über das sich der Kommentator bei der Fernsehausstrahlung dann lustig machte. Freunde des Betroffenen, die diesen zum Auftritt begleiteten, bestätigten den Vorwurf. Ein weiterer Teilnehmer beschwerte sich, nachdem seine Krankheit ausführlich besprochen wurde - mitsamt rührseligem Bildmaterial, welches scheinbar zeigte, wie die Kandidaten dem vom Schicksal Gebeutelten Trost zusprachen - obwohl der Sender erst nach dem Ausscheiden des Betroffenen von der Krankheit erfuhr.
Möglicherweise treffen nicht alle Vorwürfe vor, dennoch sind es viele. Zu viele, um sie alle von der Hand zu weisen.
Ähnlich verhält es sich mit Sendungen wie "Bauer sucht Frau", "Schwer verliebt", etc. Hier wurden Teilnehmern unter Androhung von Vertragsstrafen angeblich schon Heiratsanträge abgerungen. In "Schwer verliebt" andererseits geht es hauptsächlich ums Essen. Zumindest, wenn man den von ehemaligen Kandidaten ins Netz gestellten Drehplänen glauben darf.
Worauf ich hinaus will: Ich habe kein Problem damit, wenn sich Menschen freiwillig zum Narren machen. Ich habe aber eines, wenn sie dazu genötigt werden. Insbesondere, wenn auch Minderjährige davon betroffen sind, die einfach nur vorgeführt werden sollen oder deren Privatleben einer klatschsüchtigen Gesellschaft zum Gefallen ausgeschlachtet wird. Und fast frage ich mich, ob Absicht dahinter steckt, ein bestimmtes Menschenbild zu vermitteln. Aber die Frage beantwortet sich quasi von selbst, sobald man nur einmal durchs Trash-Fernsehen zappt und dabei immer wieder Laiendarstellern begegnet, welche „Mitten im Leben“ stehen und die absurdesten Geschichten über „Verdachtsfälle“ und „Betrugsfälle“ zu berichten wissen.
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