Zitat von Masu im Beitrag #6Zitat:Die Frage, die ich mir heute stelle, als Vertreter einer Generation, welche erst ab dem neuen Jahrtausend tatsächliches Interesse für politische Fragen entwickelte, fern von Weltkriegen und großen Freundschaftsverträgen, lautet: Warum Frankreich?
Interessant - diese Frage ist mir noch nie in den Sinn gekommen; und das könnte wirklich ein Problem der Generationen sein. Aber vielleicht nicht nur.
Eine Generationenfrage, weil Angehörige meiner Generation noch die "Erbfeindschaft" gekannt haben. Weniger aus der politischen Aktualität, als aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern. Mein Großvater hatte noch den "Sedan-Tag" gefeiert. Er hatte dann den "Ruhrkampf" erlebt, den passiven Widerstand gegen die französischen Besatzer, die in das Ruhrgebiet einmarschiert waren.
Neben den USA hat uns kein Land so beschäftigt wie dieser bisherige Erbfeind, der nun zum Freund werden sollte. So, wie auch die anfängliche Begeisterung für Europa sich aus dieser Hoffnung speiste, daß es einen solchen fürchterlichen Krieg, wie er hinter uns lag, in Europa nie wieder geben würde.
Es gibt aber auch einen geistesgeschichtlichen Hintergrund. Frankreich ist im 17. und 18. Jahrhundert das große Vorbild gewesen; von Leibniz bis Friedirch II sprachen und schrieben die Gebildeten Französisch. Mit Lessing und Klopstock, dann der Weimarer Klassik und der Romantik hatte sich die deutsche Kultur von dieser Abhängigkeit befreit, und es gab umgekehrt zunehmend eine französische Bewunderung für deutsche Autoren und Philosophen.
Es war und ist eine gegenseitige Bewunderung auf der Grundlage einer großen Verschiedenheit - lateinische Klarheit gegen deutsche Tiefe, rationales gegen spekulatives Denken. Husserl und Heidegger sind in Frankreich mindestens so bekannt wie in Deutschland; Ernst Jünger genoß dort eine unbefangenere Bewunderung als in Deutschland.
So, lieber Masu, geht es auch mir. Ich sehe die französische Kultur als einen Gegenpol zu meiner deutschen Kultur. Deshalb fasziniert sie mich.
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