Zitat von R.A. im Beitrag #59Das ist der erste Beitrag aus Diarras hervorragender Reihe, bei dem ich Widerspruch einlegen muß. Es ist NICHT so wie von ihm vermutet, daß die Globalisierung die Entwicklung in Mali ersticken würde. Sondern im Gegenteil bietet die Globalisierung die wesentliche Chance, die überwiegend hausgemachten Probleme zu überwinden.]
Richtig.
Es gibt übrigens kaum ein Wirtschaftsthema, bei dem die Beurteilung der ökonomischen Fachleute so stark vom "Bauchgefühl" des Laien abweicht wie gerade bei der Globalisierung. Ich kenne sehr viele Nicht-Ökonomen, die die Globaliserung für viele Übel der Welt verantwortlich machen: Armut in Entwicklungsländern, Arbeitslosigkeit in Industrieländern, etc. etc.: es gibt fast nichts, für was nicht die Globalisierung verantwortlich sein soll. Gleichzeitig sind praktisch alle Ökonomen vom Vorteil des internationalen Handels überzeugt (und zwar vom Vorteil für ALLE Beteiligten). Diese weitgehende Einigkeit ist umso beachtlicher, weil sonst ja häufig Ökonomen sich auch gerne mal nicht einig sind.
[quote="R.A."|p89295] Zitat:Reis ist neben der Hirse das Hauptnahrungsmittel in Mali und könnte im geringen Maße auch exportiert werden. Doch diese Möglichkeit wird dadurch unterlaufen, dass es Reis aus Vietnam um ein Vielfaches billiger zu kaufen gibt, als der vor der Tür wachsende einheimische Reis kostet.
Die Exportmöglichkeit wird nicht durch die vietnamesischen Importe unterlaufen. Sondern ganz offensichtlich ist die malische Produktion völlig ineffizient und damit nicht marktfähig. An den Arbeitskosten wird es wohl eher nicht liegen. Also sind entweder die klimatischen und geographischen Bedingungen doch nicht so günstig für Reisanbau, oder aber die Anbaumethoden sind völlig ungeeignet.]
Richtig. Aber um das noch etwas weiter zu fassen:
Mali muss langfristig eine ausgeglichene Außenbilanz haben. Denn mit irgendetwas muss der vietnamesische Reis ja bezahlt werden. Dass Mali mit NICHTS wettbewerbsfähig wäre, kann daher nicht sein. Wenn Mali eine sehr geringe Produktivität hat, dann wird seine Währung so lange abwerten, bis die Außenbilanz wieder ausgelichen ist.
Wenn nun Reis tatsächlich nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen in Mali angebaut werden kann, dann liegt das daran, dass es irgendwelche anderen Sektoren in Mali geben muss, die effizienter arbeiten als die Reisbauern. Und dieser Sektor ist vermutlich der Bergbau.
Letzten Endes kann man Diarras (hervorragenden) Bericht im Wirtschaftsbereich mit einem Wort zusammenfassen: Ressourcenfluch (http://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch) Es lohnt sich, den Wikipedia-Artikel zu lesen.
Noch ein Aspekt, der bei Wikipedia etwas zu kurz kommt: Die Regierung eines Landes mit vielen Rohstoffen ist NICHT auf eine gute Ausbildung ihrer Bevölkerung angewiesen. Und auch nicht darauf, dass die Bevölkerung unabhängig denkt, unternehmerisch aktiv ist, etc. Viele der von Diarra angesprochenen Probleme z.B. bei der Schulbildung, bei den "staatsbürgerlichen Tugenden" etc. sind auch darauf zurück zu führen, dass die Regierung auf eine breite ökonomische Basis in ihrer Bevölkerung gar nicht angewiesen ist.
Zur Zeit gibt es in unserer Grundschule wieder einen Spendenaufruf, u.a.. für den Bildungskoffer für arme Kinder in Afrika, speziell wohl des Gebietes der Subsahara. Es wurde die Frage gestellt, warum eine Billion € oder sogar bis zu 2 Billionen € Entwicklungshilfe keinen wirtschaftlichen Aufschwung bewirken.
Der Argumentation hier im Forum, hier z.B. auch behandelt Schadet Entwicklungshilfe der Entwicklung?, kann ich nachvollziehen. Es leuchtet mir ein, dass ein böser Kapitalist dort investiert, um Gewinn zu erwirtschaften. Gleichzeitig bringt der Investor aber Einkommen und Infrastruktur etc.
Hier http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/le...hnchen-1.218502 wird argumentiert, dass europäische Agrarsubventionen (oder vietnamesische für den Reisexport nach Mali?) die Entwicklung einer afrikanischen Land- Wirtschaft verhindern. Das kamerunische Huhn koste pro Kilogramm 2,40 €, das europäische, importierte 1,40 €. Das habe zu 120ooo Entlassungen in der kamerunschen Hühnerproduktion geführt. Andererseits hat R.A. weiter oben argumentiert, dass der billigere -> hier Hühner Preis die doch arme restliche Bevölkerung finanziell erheblich entlaste. Das sehe ich auch so.
Kann mir jemand behilflich beim Verstehen sein, welchen Einfluß europäische oder amerikanische Agrarsubventionen auf die Ernährungssituation in Afrika haben? Erfolgt ein Ausschluß der Afrikaner vom europäischen Markt mittels DIN-Normen für Bananen oder mittelbar über Subventionen an europäische Bauern, die damit preiswerter als afrikanische Bauern sind? Oder ist in Afrika mangels Masse überhaupt kein wesentlicher Lebensmittelexport möglich?
Btw., was mir auch nicht einleuchtet, ist, das z.B. Marokko als semiarides Gebiet Tomaten, also Wasser, exportiert.
Zwei Fragen habe ich noch: Warum gibt es in _Afrika Kinderarbeit, anstatt dass die Kinder lesen und schreiben lernen. Kann man wirklich so argumentieren, dass bei 80 % Analphabetenrate es keinen Bedarf am Lesenlernen gibt? Also, würde der malische Arbeiter lesen können müssen, würde er es zwangsläufig lernen und sich deshalb ein "Schulmarkt" entwickeln? ________________________________________________________________________________________________________
Vor Jahren las ich mal die Frage, ob es ok sei, dass man sich in z.B. in Indien von einem Rikschafahrer den ganzen Tag herumkutschieren läßt oder von Kindern Hilfsdienste wie Stadtführungen oder Botengängen annimmmt. Die Kinder können so nicht zur Schule, andererseits hätten sie und der Rikschamann nichts zu essen, wenn man sie nicht "ausnutzte". Gilt diese Sichtweise auch für Nähfabriken oder Hilfsarbeiten auf dem Bau http://www.google.de/imgres?imgurl=http:...9QEwBA&dur=297? (Bilder)
Gibt es hierzu eine Leseempfehleung?
Ich weiß, dass ich hier leicht OT bin. Vielleicht findet sich trotzdem etwas Zeit für eine weiterhelfende Antwort Die Kinder haben nähmlich schon die 5xWarum-Frage-Technik gelernt:-)
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