Das ist der erste Beitrag aus Diarras hervorragender Reihe, bei dem ich Widerspruch einlegen muß. Es ist NICHT so wie von ihm vermutet, daß die Globalisierung die Entwicklung in Mali ersticken würde. Sondern im Gegenteil bietet die Globalisierung die wesentliche Chance, die überwiegend hausgemachten Probleme zu überwinden.
Zitat Er sagte mir einmal, dass die Malier zwar alle zwei bis drei Handys besitzen, aber keines dieser Handys in Mali hergestellt wird.
Das ist normal. Auch in Deutschland werden m. W. keine Handys mehr hergestellt. Es gibt überhaupt nur ein halbes Dutzend Länder, in denen fast die komplette Weltproduktion an Handys hergestellt wird. Es ist ein Irrtum zu glauben, man müsse alle möglichen Produkte im eigenen Land herstellen. Spezialisierung und Arbeitsteilung sind wesentlich für den Erfolg. Mali soll nicht seine Handys selber produzieren, sondern herausfinden, bei welchen Produkten es relative Vorteile gegenüber anderen Ländern ausspielen kann.
Zitat Reis ist neben der Hirse das Hauptnahrungsmittel in Mali und könnte im geringen Maße auch exportiert werden. Doch diese Möglichkeit wird dadurch unterlaufen, dass es Reis aus Vietnam um ein Vielfaches billiger zu kaufen gibt, als der vor der Tür wachsende einheimische Reis kostet.
Die Exportmöglichkeit wird nicht durch die vietnamesischen Importe unterlaufen. Sondern ganz offensichtlich ist die malische Produktion völlig ineffizient und damit nicht marktfähig. An den Arbeitskosten wird es wohl eher nicht liegen. Also sind entweder die klimatischen und geographischen Bedingungen doch nicht so günstig für Reisanbau, oder aber die Anbaumethoden sind völlig ungeeignet.
Zitat Welcher Malier mit knappen Mitteln soll guten Reis aus Mali kaufen, wenn es auch billigeren Reis aus Vietnam gibt?
Eine völlig richtige Entscheidung. WENN die Vietnamesen das mit dem Reisanbau besser hinkriegen - dann sollten die Malier auch nicht ihr gutes Geld verschwenden, um vergleichsweise ineffiziente einheimische Produzenten zu fördern.
Zitat Dort, wo es keine Nachfrage gibt, kann keine wirtschaftliche Entwicklung entstehen
Aber die Nachfrage ist doch da! Sonst würde sich der vietnamesische Reis nicht verkaufen. Nur sind die malischen Reisproduzenten nicht in der Lage, diese angemessen zu bedienen. Bei denen liegt also das Problem, das zu lösen ist.
Zitat Einheimische Produkte haben keine Chance, sich in einem globalisierten Wettbewerb zu behaupten.
Aus der Darstellung läßt sich nicht schließen, daß die einheimischen Produkte in irgendeiner Weise benachteiligt würden. Sie sind offenbar nicht gut genug - die Produzenten haben also sehr wohl die Chance, sind aber nicht in der Lage, diese zu nutzen.
Zitat Es gibt eine einzige Firma im Raum Ségou, die im großen Stil Baumwolle zu guten Stoffen verarbeitet, und das zu weltmarktfähigen Preisen. Diese Firma ist aber bezeichnender Weise nicht in malischer, sondern in chinesischer Hand, ...
Also - geht doch. Mali braucht also mehr Firmen dieser Art. Dabei ist zweitrangig, ob die von chinesischen oder malischen Investoren betrieben werden.
Zitat Ausländische Investoren kommen nicht nach Mali, um das Land zu entwickeln, sondern um dort Gewinne zu machen.
Ja selbstverständlich. Das ist weltweit so, und auch völlig legitim. Und diverse Länder - die vor zwei Generationen ähnlich arm waren wie Mali - haben ihren Erfolg im wesentlichen dadurch erzielt, daß sie diesen Investoren den roten Teppich ausgerollt haben und ihnen Gewinne ermöglicht haben.
Zitat Das Know How verbleibt bei ihnen (den Investoren), und den Maliern bleiben nur die Brosamen.
Das hängt ganz von den Maliern ab. Natürlich drängen die Investoren den einheimischen Arbeitern ihr Know-How nicht auf. Aber eine Fabrik vor Ort betreibt man am besten immer mit lokalem Personal. Beste Chancen für leistungs- und lernwillige Malier. Braucht natürlich seine Zeit.
Es ist völlig normal, daß in einem unterentwickelten Land die eigene Wirtschaft schwach startet, daß nur ausländische Investoren größere Projekte stemmen können. Trotzdem sind diese Investoren absolut notwendig, je mehr von ihnen kommen, desto besser. Und um diesen Kern herum kann dann die eigene Wirtschaft wachsen.
Und wenn das nicht geschieht - dann liegt es eben an den bekannten internen Faktoren wie Korruption und politischen Fehlentscheidungen.
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