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R.A.
Beiträge: 8.171
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06.02.2013 14:31 |
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RE: Teil 6: Globalisierung und Entwicklung
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Zitat von Diarra im Beitrag #76 die Bozo-Fischer im Niger-Binnen-Delta verkaufen seit Jahrhunderten Trockenfisch.
Ein instruktives Beispiel. Es gibt also dieses traditionelle Produkt Fischwürze und es gibt das moderne Produkt Maggi. Beide Produkte scheinen die Wünsche der Verbraucher gleichermaßen zu erfüllen - aber Maggi ist deutlich preiswerter. Gibt es jetzt irgendeinen Grund, das alte Produkt überhaupt noch herzustellen? Wohl nicht! Man baut keine Kutschen mehr, wenn es Autos gibt. Man baut keine Dampfloks mehr, wenn es bessere E-Loks gibt.
Im Gegenteil: Gerade in einem armen Land wie Mali kann man es den Leuten eigentlich nicht zumuten, für ihre Bedürfnisse mehr ausgeben zu müssen als unbedingt nötig. Traditionelle Fischwürze können sich vielleicht reiche Europäer als Luxusgut leisten - aber die Malier brauchen ihr Geld eigentlich für dringendere Sachen.
Natürlich würden die Bozo gerne weiter ihre Fische verkaufen. Genau wie die Dampflok-Heizer seinerzeit gerne weiter auf den E-Loks mitgefahren wären. Aber es ist grundsätzlich nicht sinnvoll, überflüssig gewordene Jobs künstlich am Leben zu halten. Schon gar nicht, wenn das zu Lasten einer bitterarmen Bevölkerung geschehen soll.
Die Zukunft der malischen Wirtschaft kann nicht in der Fischwürze liegen. Genauso wie die Zukunft der deutschen Wirtschaft im frühen 19. Jahrhundert nicht bei den Heimwebern lag. Oder die Zukunft der taiwanesischen Wirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts nicht bei traditionellen chinesischen Produkten lag.
Mali muß sich Nischen suchen, in denen es weltmarktfähige Produkte herstellen kann. Das wird nicht unbedingt High-Tech sein, nicht am Anfang. Aber es werden ganz bestimmt andere Produkte sein, als bisher in Mali hergestellt wurden.
Zitat Sie können daher Mali nicht mit Nordkorea vergleichen, denn Nordkorea ist eben nicht dem globalen Markt ausgesetzt.
Eben. Nordkorea ist dem globalen Markt nicht "ausgesetzt", und daher geht es den Leuten dort noch viel schlechter als denen in Mali. In Nordkorea reden wir nicht davon, ob sie Maggi oder Fischwürze haben. Sondern darum, ob noch überhaupt etwas zu essen da ist.
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