Zitat von Techniknörgler im Beitrag #13 Ansonsten kämme es auf die Prioritätsklasse an, die der Absender dem Paket zuteilt. Der Inhalt und der konkrete Dienst (Web, eMail, Video, Online-Computerspiel) wäre dabei egal und es wäre bei einem dienstneutralen Anschluss auch nicht zulässig danach zu differenzieren. Natürlich würde Traffic mit einer höheren Priorität mehr Kosten...
Das wäre denkbar, lieber Techniknörgler, nur will das eben keiner. Das ist weder im Interesse des Kunden, der dadurch maximal Mehrkosten hat, noch im Interesse der großen Provider (vor allem nicht im Interesse eines ganz bestimmten davon), der eigentlich ganz andere Ziele verfolgt. Im Endeffekt ist das ein dicker technischer Aufwand, von dem sie nix haben. Zeigen Sie mir mal eine Anwedungen, die das zur Zeit wirklich braucht (ich kenne einige ganz, wenige versprengte, und die sind so speziell, dass die meisten davon vermutlich nie gehört haben).
Zitat Wenn die Bandbreite kein Problem wäre, dann sollte eine niedrigere Prioritätsklasse ja keine Probleme bereiten, oder?
So lange alle die selbe Priorität haben, ist das auch so. Das ändert sich schlagartig wenn das Prioritätsprinzip geändert wird. Das weiss man ziemlich gut aus der Betriebssystemtehorie, wo man sich um faire Verteilung von Ressourcen bemüht. Es gibt mehrere faire Prinzipien, beispielsweise first-in-first-out oder Round-Robin. Beide kann man verwenden, aber für Netzwerkverkehr bietet sich FIFO an. Es gibt aber auch unfaire Prinzipien, beispielsweise last-in-first-out oder eben das Setzen von Prioritäten. Da kann einer ganz schnell verhungern, deswegen wird das normalerweise vermieden. Bei Netzwerken verhält es sich genau so, Prioritäten sind in der Lage niederprioritäre Netzwerkverbindungen zu zerstören. Das ist sicher nicht Sinn und Zweck der Übung. So lange sich alle die Bandbreite teilen funktioniert es ziemlich gut, vor allem weil es viel Bandbreite gibt und jeder durch die Zeit gestreckt wird. Sind einige Verbindungen priorisiert, wird der Rest behindert, unter Umständen verhindert.
Zitat Die Lobby der Netzaktivisten hat bei der Politik zusammen mit Providern kräftig die Werbetrommel gerührt Breitband auf dem Land aus zu bauen
Die der Skript-Kiddies vielleicht, unabhängig davon ist das ein Popanz. Die Entscheidung ob es sich lohnt in ländlichen Gegenden Glasfasern zu verlegen (weil das Kupfer von der Länge her nicht passt) ist eine, die völlig unabhängig von dem getroffen wird, was in anderen Geschäftsbereichen verdient wird. Die Telekom, um das Kind beim Namen zu nennen, wird nicht, weil sie in den Städten durch die Monopolisierung ihrer Dienste mehr Geld verdient, all das Geld in den Breitbandausbau stecken. Sie wird das genau dann tun, wenn es sich lohnt.
Zitat Die anderen kämen wohl auch mit weniger aus und das um so mehr, wenn die Ressourcen geschickt zugeteilt werden.
Und hier steckt das große Mißverständnis. Die knappe Ressource ist nicht die Bandbreite ab dem Verteiler, die knappe Ressource ist das Kabel oder die Faser zum Endkunden. Da muss nichts geschickt zugeteilt werden. Der Vorteil in Städten ist, dass in der Nähe eines Verteilers so viele Kunden so nahe leben, dass die Kosten von diesem Verteiler zu den Kunden zu kommen gering sind. Genau das ist auf dem Land nicht der Fall, da die Distanzen so gross sind, dass man entweder Glasfasern verlegen muss (Kosten) oder man mit niedrigen Bandbreiten durch eben diese Kupferader leben muss (Qualität). Die Kosten ab dem Verteiler dagegen sind eben nicht dramatisch. Anders gesagt: Der Kunde auf dem Land hat überhaupt nix vom traffic shaping, weil der Teil der Leitung, der teuer ist, seine eigene ist, die er ohnehin nicht teilt. Das was er teilt, ist nicht bandbreitenknapp.
Zitat Es geht eben nicht nur um die Backbones, es geht auch um die Kosten des Ausbaus der Nadelöre zum Kunden.
Exakt so ist es. Nur werden die nicht geringer, wenn man weniger Daten durch diese schickt. Die Kosten, da haben Sie absolut recht, sind gross, weit grösser als in den Städten. Aber das hat nichts mit dem traffic zu tun. Die Preise für Busunternehmen sind auf dem Land auch deutlich teurer, deswegen käme kein Betreiber auf die Idee, höhere Preise in Städten damit zu begründen, dass er das quersubventionieren müsse. Zumindest kein privater Betreiber.
Zitat Aber auf dem Land, da muss - bei weitem nicht überall, aber häufig - hart subventioniert werden, um 50MBit/s aufwärts zu ermöglichen. Die Kosten, die das verursacht, will kein Endkunde tragen, aber interessierte Lobbyisten erklären allen anderen, was für unglaublichen wirtschaftlichen Nutzen das hätte...
Der Versuch ist nicht strafbar. Nur geht deswegen kein privates Unternehmen darauf ein. Die erzählen das vielleicht, aber rechnen tun die trotzdem.
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