Es trifft nicht zu, dass Donald Trump sagen kann was er will und dafür keine Folgen zu gewärtigen hat. So hat ihn zum Beispiel seine Aussage neulich, dass Frauen, die abtreiben, bestraft werden sollten, bei den Vorwahlen in Wisconsin den Sieg, mindestens aber ein besseres Abschneiden gekostet. Denn sogar in der "pro-Life"-Bewegung (also den Abtreibungsgegnern) gilt als Mehrheitsmeinung, dass abtreibende Frauen nicht durch den Staatsanwalt verfolgt, vor Gericht gestellt und inhaftiert werden sollen.
(Mein Eindruck von der US-amerikanischen Verfassung und Rechtsordnung ist, dass die Möglichkeit bestünde, die Regelung der Abtreibungsfrage von Bundesrecht in einzelstaatliches Recht zu überführen. Dafür ließe sich eventuell die Unterstützung der Mehrheit der Wähler finden. Dann könnten die "blue states" (also Bundesstaaten mit mehrheitlich Democrat-Wählern) machen, was sie wollen, und die "red states" (Bundesstaaten mit mehrheitlich Republican-Wählern) auch.)
Der ärgste Feind von Donald Trump ist bisher immer noch er selbst. Das wissen diejenigen, die bei den republikanischen Primaries und Caucuses für Trump stimmen. Sie wissen, dass er keine Chance hat, Präsident zu werden. Selbst dann nicht, wenn Hillary Clinton wegen ihrer Verstöße gegen geltendes Recht in Handschellen abgeführt würde, denn sogar der Sozialist Bernie Sanders (im US-amerikanischen politischen Koordinatensystem also ein extremster Außenseiter) würde gegen Trump obsiegen. Dafür sorgt die geballte Medienmacht der weit überwiegend auf Seiten der Democrats stehenden Journalisten, dafür sorgt nicht zuletzt Trump selbst. Denn anders als Silvio Berlusconi, dessen Werdegang (Immobilientycoon, TV-Größe) am ehesten mit dem Trumps vergleichbar wäre, war es Trump von Anfang an nicht ernst mit seiner Kandidatur. Er ist ein Narziss, eine Rampensau, ein Gefallsüchtiger, der dann am meisten Zuspruch bekommt, wenn er ausspricht, wo den Leuten der Schuh drückt, und der den durch die politische Klasse Vernachlässigten Gehör verschafft. Dafür geben sie ihm ihre Stimme. Aber er will gar nicht für vier oder gar acht Jahre ins Weiße Haus, will nicht die Enttäuschungen und Frustrationen eines gewählten Politikers erleben.
Was sind nun die Dinge, die er sagt, mit denen er seinen Anhängern aus der Seele spricht, und warum wurden sie durch die politische Klasse bisher nicht aufgegriffen?
Erstens, ungesteuerte, illegale Zuwanderung.
Zitat We will build a Wall, and who will pay for it?
fragt er in die Runde des bis an den letzten Platz gefüllten Stadions.
Zitat MEXICO!!
brüllen seine enthusiasmierten Fans zurück.
Sie wissen, dass Mexiko niemals einen Peso für eine (effektivere) Grenzbefestigung herausrücken wird. Aber das ist egal, hier bricht sich der Frust der indigenen Bevölkerung Bahn, die nicht "professionals" (also Menschen mit akademischen Berufen) sind und die in den letzten beiden Jahrzehnten unter der Konkurrenz durch eingewanderte Billiglöhner, unfaire Handelspraktiken Chinas, Outsourcing und Kapitalabfluss zu leiden hatten. Und sie wissen, dass die etablierten Politiker (Democrats wie Republicans) in der Tasche der Kapitalinteressen stecken (Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren), denen die Globalisierung, so wie sie bisher verläuft, zupass kommt. Trump gilt seinen Anhängern als unabhängig und nicht käuflich, da Dollarmilliardär. Allerdings kann sich nicht jeder Milliardär Hoffnung auf den Zuspruch der Massen machen. New Yorks Ex-Bürgermeister Mike Bloomberg ließ seine Hoffnung auf eine Kandidatur bald fahren, als ihm die Demoskopen nur niedrige einstellige Zustimmungsraten prophezeiten. Könnte ein Präsident Trump das Rad zurückdrehen und Arbeitsplätze wieder in die USA zurückholen und die Einwanderung (Konkurrenz) zurückschrauben? Vielleicht, vielleicht auch nicht, denken sich seine Anhänger. Aber wenigstens unseren Willen werden wir bekunden, verdammt nochmal. Und Trump, der bereits in jungen Jahren von seinem Vater, dem Immobilienmagnaten, mit auf Baustellen genommen wurde und lernte, wie man zu einfachen Menschen sprechen muss, um verstanden zu werden, greift diesen Willen auf und macht sich zu seinem Megaphon.
Zweitens, der Griff des Islam nach der weltweiten Macht.
Zitat "Do you think Islam is at war with the West," CNN's Anderson Cooper asked Republican Donald Trump Wednesday evening.
"I think Islam hates us," Trump responded. "There is something -- there is something there that is a tremendous hatred there. There's a tremendous hatred. We have to get to the bottom of it. There's an unbelievable hatred of us."
"In Islam itself?" Cooper asked.
"You're going to have to figure that out," Trump told Cooper. "OK. You'll get another Pulitzer, right? But you'll have to figure that out. But there's a tremendous hatred. And we have to be very vigilant. We have to be very careful. And we can't allow people coming into this country who have this hatred of the United States...and of people that are not Muslim."
http://cnsnews.com/news/article/susan-jo...-islam-hates-us
Der Durchschnittsamerikaner sieht und erkennt den unbändigen Hass, der von der Mehrheit der Muslime weltweit (und nicht bloß den Anschläge verübenden Terroristen oder den Kämpfern des "Islamischen Staats") gegen Andersgläubige geäußert wird und lässt sich nicht von den Beschwichtigungsformeln der Politiker ("Religion des Friedens") einlullen. Er will nicht, dass sein Land den Weg Europas geht, das in Teilen bereits an den Islam verloren ist bzw. in den kommenden Jahrzehnten vollends kapitulieren wird. Da spielt es keine Rolle, wenn Trump einzelne Details (wie viele Muslime bejubelten wann und wo die Anschläge des 11. September 2001) falsch darstellt. Indem man sich als Republican-Wähler registrieren lässt und bei den Vorwahlen für Trump stimmt, sagt man den etablierten Politikern: Genug mit dem Geschwalle, dass der Islam eine Religion wie jede andere sei. Das ist er nicht. Wir wollen nicht, dass es uns so ergeht wie den Franzosen, Belgiern, Schweden.
Ähnlich, wie viele Deutsche AfD wählen, um den etablierten Parteien "den Marsch zu blasen", wählen viele bei den Vorwahlen der Republicans Trump. Um den etablierten Politikern zu sagen, hört auf uns. Wir sind mehr als unzufrieden. Wenn es so weiter geht wie bisher, kommt es zum großen Krach. Lasst es nicht so weit kommen, steuert um.
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