Zitat von Llarian im Beitrag #8 Ich denke das ist eine Frage des Leidensdrucks.
Das sehe ich auch so. Und es ist nun mal so, daß sowohl die Grünen wie die GroKo zwar viele ärgerliche oder lästige Sachen propagieren - aber der wirklich Einfluß aufs tägliche Leben ist doch nicht so groß. Daher reicht das Leiden normalerweise nur fürs Motzen, nicht für echten Protest.
Zitat Wegen der paar hundert Euro, die beispielsweise der Energiequatsch den normalen Wähler kostet, ist der nicht bereit vier Jahre schlechtes Gewissen zu ertragen.
Das schlechte Gewissen ist m. E. kein sehr wichtiger Faktor. Sieht ja keiner in der Wahlkabine, wenn man Unkeusches ankreuzt. Relevanter ist wohl das "den Laden zusammenhalten". Den "normalen Politikern" wird halt zugetraut, so halbwegs normal zu regieren ohne größeren Unsinn anzustellen. Bei merkwürdigen schrillen Neulingen wie der AfD ist das nicht so. Selbst vielen AfD-Wählern würde es wohl gruseln, wenn die AfD wirklich regieren würde. Die wählt man, wenn der Leidensdruck doch groß genug wird und man der "eigentlichen Regierung" vors Schienbein treten möchte.
Zitat Der Leidensdruck hat sich erst dann qualitativ geändert als durch die Flüchtlingskrise eine wirklich existentielle Krise beschworen wurde.
Richtig.
Zitat Selbst die Eurorettung, die schon viele verbittert hat, hat noch nicht gereicht.
Sicher hat die gereicht, das war der erste AfD-Höhenflug.
Zitat Und aus zwei Gründen glaube ich nicht, dass sich die AfD wieder in Wohlgefallen auflöst: Zum einen ist jede Stimme ein Dammbruch. Einmal schlechtes Gewissen, immer schlechtes Gewissen.
Wie gesagt, ich halte das schlechte Gewissen für keinen relevanten Faktor. Die Nachteile der AfD sind ihren Wählern durchaus bewußt und die werden durch Gewöhnung nicht kleiner. Im Gegenteil - die praktische "Arbeit" der AfDler in den Parlamenten schreckt eher zusätzlich ab.
Zitat Zum zweiten: Wer glaubt denn das die Flüchtlingskrise gelöst wird ?
Sie ist gelöst. Nicht durch Merkel, sondern durch die Balkanstaaten. Die eigentliche Panik hatten die meisten Wähler m. E. weniger wegen der Million, die schon gekommen sind, sondern wegen den Millionen, die noch zusätzlich zu kommen drohten.
Natürlich bleiben uns noch eine Menge Folgeprobleme am Hals - aber die sind nicht größer als die immer noch bestehende Griechenland-Kredit-Krise. Und die ist aus den Schlagzeilen verschwunden, und spielt für die Wahlentscheidung der Leute nur noch eine nachgeordnete Rolle.
Zitat Man muss sich darüber klar sein, dass die AfD bereit heute bei 15% ist, ...
Sie war bei 15%, als die Grenzen noch offen waren. Es ist völlig unklar, wie sie bei den Wahlen im Herbst abschneiden wird. Die aktuellen Umfragen sind da ziemlich wertlos. Und ich glaube noch nicht einmal, daß irgendwelche Anschläge da einen große Auswirkung hätten. Denn es gibt nicht viele AfD-Wähler, die über die normale Abschiebung hinaus ein generelles "Ausländer raus" gegenüber den Flüchtlingen des letzten Jahres wollen. Es geht also "nur" noch um normale Polizeiarbeit, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Und da wird der erfahrenen CDU immer noch mehr zugetraut als den Chaoten von der AfD. Wie schon gesagt: Der Knackpunkt war Merkels Grenzöffnung und der nachfolgende Kontrollverlust. Das haben ihr die Leute auch nicht verziehen. Aber mit der Grenzschließung auf dem Balkan ist die wesentliche Gefahr gebannt.
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