Zitat von Fluminist im Beitrag #17
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #16 Was ich inhaltlich mit dem von Ihnen zitierten Satz sagen wollte war, dass es sich bei diesem Teil um Menschen handelt, die andere Menschen (fast) ausschließlich über ein Attribut bewerten: Das was sie als "fremd" empfinden. Das "fremd" dabei negativ konnotiert ist, auch für mich, liegt auf der Hand. Auch ich fühle mich wohler in einem vertrauten Umfeld. Der springende Punkt ist, ob man dem Gegenüber (als Individuum) auch noch andere Attribute zugesteht, die diese Bewertung zu relativieren (oder revidieren) erlauben oder eben nicht.
Ich muß zugeben, daß ich beim Lesen zunächst auch über das Wort "Fremdenfeindlichkeit" gestolpert bin, wohl nicht so sehr, weil es im Zusammenhang verkehrt wäre, sondern weil es ein Kampfbegriff und Wieselwort ist, unter dem recht viel Verschiedenes zusammengefaßt wird und das auch gern als Ausgrenzungs- und Diskussionsabwürgewort verwendet wird.
Stereotypes Denken, das das Individuum nur als Repräsentant einer (positiv oder meistens negativ konnotierten) Klasse wahrnimmt und gelten läßt, ist das Problem. Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Aber wird nicht heute auch schon mal die Bezeichnung als Fremdenfeind ebenso stereotyp eingesetzt, z.B. wenn jemand, der seinem persönlichen Unbehagen über (für sein Empfinden) allzu rasch ablaufende Wandlungsprozesse in seinem sozialen Umfeld Ausdruck zu verleihen versucht, mit diesem Etikett ruckzuck rhetorisch aus der höflichen Gesellschaft ausgebürgert wird?
Einerseits sehe ich das auch so. Andererseits kommt man kaum aus der Zuschreibungsnummer raus, meine ich. Ich glaube, man träte kaum einem Linken zu nahe, wenn man ihn als "AfD-Feind" titulierte, obwohl der gemeine Linke sonst dazu neigt, die Dinge zu Tode zu differenzieren. Vermutlich geht es vielen AfDlern, wenn man sie als "Islamfeinde" bezeichnet, auch so. Wie soll man sie auch sonst nennen? Islamkritiker? Da fällt mir sogleich der nur mühsam kaschierte Antisemitismus vieler "Israelkritiker" ein.
Umgekehrt wird auch in einem Forum wie diesem (natürlich auch von mir) munter zugeschrieben und oft auch pauschalisiert, wenn es um Grüne, Linke oder Etatisten geht. Dieses sozialpsychologische Phänomen ist zwar bei Individuen (wenn sie als Individuen agieren) recht unterschiedlich ausgeprägt, sobald es aber um Gruppenkontexte geht, kann man sich dem kaum entziehen. Und auch liberalkonservative, ja selbst Libertäre stellen ja eine Gruppe dar; sie suchen die Nähe zueinander, betonen ihre Ähnlichkeit untereinander und die Unterschiede zu anderen.
Nachtrag: jetzt war ich mal wieder auf dem falschen Dampfer, sorry. Es ging um Fremdenfeindlichkeit, nicht um Islamfeindlichkeit, und für den Begriff gebe ich Ihnen vollkommen recht; das ist ein reiner Kampfbegriff, wenn man ihn gegenüber der AfD anführt.
Herzliche Grüße, Andreas"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
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