Zitat von R.A. im Beitrag #10 Das schlechte Gewissen ist m. E. kein sehr wichtiger Faktor. Sieht ja keiner in der Wahlkabine, wenn man Unkeusches ankreuzt.
Doch: Man selbst. Und im Zweifelsfall auch noch der liebe Gott. Wir leben im Lant von Kant, die meisten Leute haben ein Gewissen mit dem sie zurecht kommen müssen. Und wenn ihnen die Presse jahrelang einredet, das sind alles Extremisten, spielt das Gewissen dabei einer sehr grosse Rolle. Aber diese Gewissensentscheidung wird jedes mal leichter, wenn sie nur einmal getroffen ist.
Zitat Den "normalen Politikern" wird halt zugetraut, so halbwegs normal zu regieren ohne größeren Unsinn anzustellen.
Das bezweifele ich. Und zwar grundsätzlich. Breite Massen (und diese Massen werden größer) halten Poltiker im Wesentlichen für Knallchargen. Was sie am Ende ja auch in großen Mengen sind. Der Wähler hat nur keine Alternative dazu. Im normalen Spektrum sieht er sie nicht und die Extremisten will er, siehe oben, eben nicht wählen, weil das seinen Seelenfrieden in Gefahr bringt. Aber deswegen hält er Poltiker nicht für kompetent oder traut ihnen viel zu. Die regelmäßigen Umfragen zum Thema "Vertrauen in Berufsgruppen" sprechen da Bände.
Zitat Selbst vielen AfD-Wählern würde es wohl gruseln, wenn die AfD wirklich regieren würde.
Vermutlich. Aber dieser Schachtelteufel hält zunehmend weniger Leute davon ab. Es gibt zunehmend Leute, die davon ausgehen, dass es schlimmer kaum werden kann. Was natürlich nicht stimmt. Dennoch sind die meisten Menschen, wenn sie glauben verdursten zu müssen, auch bereit, Salzwasser zu trinken.
Zitat Sicher hat die gereicht, das war der erste AfD-Höhenflug.
Aber in ganz harmlosen Bahnen. 5 oder 6 Prozent sind immer irgendwo drin. Haben die Piraten schon gehabt, hat die DVU schon gehabt, die Republikaner und weiss der Kuckuck wer noch alles. Aber 15%, Tendenz steigend, das ist eine andere Hausnummer.
Zitat Im Gegenteil - die praktische "Arbeit" der AfDler in den Parlamenten schreckt eher zusätzlich ab.
Da es eine solche bisher kaum gibt, halte ich das für Schlechtmachen des Konkurrenten. Aber es sei Dir gegönnt.
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Zitat Zum zweiten: Wer glaubt denn das die Flüchtlingskrise gelöst wird ?
Sie ist gelöst. Nicht durch Merkel, sondern durch die Balkanstaaten. Die eigentliche Panik hatten die meisten Wähler m. E. weniger wegen der Million, die schon gekommen sind, sondern wegen den Millionen, die noch zusätzlich zu kommen drohten.
Hier weiss ich wirklich nicht ob ich lachen oder weinen soll. Oder schreien. Vielleicht bist Du so weit entfernt von den alltäglichen Problemen anderer, dass Du die Welt anders wahrnimmst. Aber die Krise ist alles andere als gelöst. Geh mal am Wochenende in die Notfallbehandlung. Oder fahr am Samstag in den Discounter. Oder melde dein Kind im Kindergarten an. Oder in der Schule. Wir haben Probleme ohne Ende und viele davon sind massiv. So massiv das ich nicht der einzige bin, der vermehrt Stellenangebote aus dem Ausland nachschlägt. Da ist nichts, aber auch gar nichts gelöst. Und das dicke Ende ist nicht einmal erreicht. Der Familiennachzug ist vollkommen offen, die zu erwartende Frustrationswelle, die entstehen wird, wenn die jungen, männlichen Flüchtlinge realisieren, wie hier ihr gesellschaftliches Standing ist, steht auch noch bevor. Und mit jedem Mal, mit dem sich dieses Standing entlädt (Köln), wird die Stimmung auf der anderen Seite nicht besser. Wir haben eine essentielle Gesellschaftskrise, auf die unsere Regierung nicht die Spur einer Antwort hat. Gelöst ? Nee, aber nicht im Ansatz. Das Boot mag derzeit weniger Wasser aufnehmen, aber es liegen gute Teile im Wasser.
Zitat Natürlich bleiben uns noch eine Menge Folgeprobleme am Hals - aber die sind nicht größer als die immer noch bestehende Griechenland-Kredit-Krise.
Größe Griechenlandkrise: Vielleicht derzeit so um die 200-300 Milliarden Euro. Größenordnung Flüchtlingskrise: Derzeitige Schätzung liegt bei 1 Billion+. Und die Griechenlandkrise macht niemandem Angst an Sylvester auf die Strasse zu gehen. Größer? Die beiden sind nichtmal vergleichbar. Die Griechelandkrise hatte nie das Potential das Land oder auch Europa zu zerstören.
Zitat Sie war bei 15%, als die Grenzen noch offen waren. Es ist völlig unklar, wie sie bei den Wahlen im Herbst abschneiden wird. Die aktuellen Umfragen sind da ziemlich wertlos.
Umfragen werden immer dann als wertlos bezeichnet, wenn einem der Inhalt nicht passt. Tatsächlich waren die Zahlen zur Zeit der offenen Grenzen noch niedriger als heute. Und, wie gesagt, Wahlen sind auch Dammbrüche, da ist noch Potential nach oben. Genauso wie nach unten, wenn Höcke noch ein paar Dinger loslässt, keine Frage. Aber die Chancen für die AfD sind gut: Visafreiheit Türkei, Familiennachzug, steigende Frustration, Zerfall von Europa. Da ist noch sehr viel Potential. Wenn die CDU keine 180 Grad Wende hinlegt (und wie könnte sie das, unter Merkel?) sehe ich eher 20 als 5 Prozent.
Zitat Denn es gibt nicht viele AfD-Wähler, die über die normale Abschiebung hinaus ein generelles "Ausländer raus" gegenüber den Flüchtlingen des letzten Jahres wollen.
Ich wage mal folgende, freche Behauptung: Wenn die Möglichkeit bestünde die kompletten 1,5 Millionen auf einen Schlag abzuschieben, dann gäbe es dafür keine Mehrheit der AfD Wähler, sondern eine Mehrheit DER Wähler. Das wird nur nicht artikuliert, weil es absolut unkorrekt ist, dass auch nur laut zu denken. Aber die Menschen haben zunehmend Angst. Und Angst frisst bekanntlich den Verstand auf.
Zitat Es geht also "nur" noch um normale Polizeiarbeit, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Und da wird der erfahrenen CDU immer noch mehr zugetraut als den Chaoten von der AfD.
Sowas wie eine Armlänge ?
Zitat Wie schon gesagt: Der Knackpunkt war Merkels Grenzöffnung und der nachfolgende Kontrollverlust. Das haben ihr die Leute auch nicht verziehen. Aber mit der Grenzschließung auf dem Balkan ist die wesentliche Gefahr gebannt.
Die Gefahr heisst Merkel. Und die ist nicht gebannt. Ob man die Leute über den Balkan oder mit Linienmaschinen einfliegt, bleibt sich am Ende ziemlich gleich. Der Knackpunkt war weniger ein Kontrollverlust als die Inkompetenz die Folgen zu sehen und die Impotenz einen Fehler einzusehen. Was sie ja bis heute nicht kann und deshalb auch nicht in der Lage ist, die Folgen einzudämmen. Der Kontrollverlust war ja politisch gewollt und hingenommen. Das kleine Ungarn war in der Lage die Kontrolle zu behalten und die grosse BRD kann das nicht ? Da lachen ja die Hühner.
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