Zitat von Werwohlf im Beitrag #3Heuss und Heinemann
Wobei H + H es da aus zwei Gründen etwas leichter hatten: zum einen war die Bonner Politik, bei allem ostantiv gegebenen Zwergstaatgehabe, einfach soignierter: selbst Personen wie Börner oder Möllemann wären zu deren Zeit schlicht nicht im politischen Betrieb denkbar gewesen; vom heutigen Personal ganz abgesehen. Lübke - bzw. das kolportierte Zerrbild eines unbedarften Provinzstoffels, an dem der "Spiegel" ja mit Wollust mitgestrickt hat ("...nun siegt mal schön...") galt ja als absoluter Ausreißer nach unten. Zum anderen war die Aufladung des Amtes vor Weizsäcker so nicht gegeben: letztlich ging die öffentliche Präsenz des Präsidenten nicht über das Kennzeichen "Bundesgrüßaugust" hinaus. Scheel hat mit seinem Gesinge 1975 zwar Kopfschütteln ausgelöst (es war das erste, das ich selber mitbekommen habe), aber keiner hat davon geredet, er hätte "das Amt beschädigt". Bei Weizsäcker ergab sich die Aufladung zum Moralischen Pol, weil er, sowohl von den Medien als auch von dem Teil der Bürger, die sich für politisch engagiert erachteten, als Gegenstimme zu dem unsäglichen Pfälzer im Kanzleramt, mit seiner geistig-moralischen Wende, seiner vermeintlichen Geschichtsblindheit, wahrgenommen wurde: durchaus auch von konservativer Seite; zudem war ja Endzeit angesagt (Gorbi hat uns davon erlöst). Insofern ist da schon bei Weizsäcker eine pastorale Dimension hinzugetreten, ein Gestus des Salbungsvollen, der Herzog, wie ich immer fand, erfreulicherweise völlig fehlte. "Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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