So viel Lyrik. Wenn ich etwas zufügen will, muss ich in den Gedichten kürzen und mich auf die wesentlich-thematischen Zeilen begrenzen und dann wohl auch andeuten, in welchem Sinn das Thema "Heimat" im betreffenden Text die Gedankenwelt erweitert. Da hab ich den Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), z. B.
"Der Zürchersee
Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht, Auf den Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, Das den großen Gedanken Deiner Schöpfung noch einmal denkt." (Da sind Naturreligion und Stolz des mesnchlichen Selbstbewusstseins als Geist, der sie reflektieren kann, versammelt. Es folgen Strophen über die Wanderung/Reise der Jünglinge mit Mädchen und Bilder der Stadt Zürich vor den Alpenhöhen. Dann die Themen Göttin Freude, Lenz und Lenz der Herzen, dann der rechte Weingenuss, dann die Freude am Ruhm, an Musik und Lied, an der Liebe. Das Süßeste aber sei die Freundschaft und es läuft auf die Sicht hinaus, dass Freunde, auch wenn sie in der Welt verstrut sind, zusammen eine Heimat bilden:) "Wäret ihr auch bei uns, die ihr mich ferne liebt, In des Vaterlands Schoß einsam von mir verstreut, Die in seligen Stunden Meine suchende Seele fand;
O, so bauten wir hier Hütten der Freundschaft uns! Ewig wohnten wir hier, ewig! Der Schattenwald Wandelt uns sich in Tempe, Jenes Tal in Elysium!" (Das paradiesische Tempetal ist der Eingang zu Griechenland vom Norden her.) Heimat ist hier also Vaterland + Freundschaftskreis.Romantik ist mit humanistischer Bildung verbunden.)
Griechenland war auch das Sehnsuchtsland Friedrich Hölderlins (1770-1843). Als Liebeskranker kommt er in die Heimat zurück:
"Die Heimat
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom, von Inseln fernher, wenn er geerntet hat; So käm auch ich zur Heimat, hätt ich Güter so viele, wie Leid geerntet." (Er redet den Fluß, die Wälder, Berge seiner Heimat an, ob sie ihm Ruhe bringen, sein Herz heilen, der Mutter Haus, die Geschwister und ahnt:) "Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht" (Der berühmte Schluss lautet:) ".... Ein Sohn der Erde Schein ich; zu lieben gemacht, zu leiden."
Da braucht man nicht viel Erklärung. Ich hab noch ein Gedicht und zwar von Justinus Kerner (1786-1862). Da ist das moderne Thema schon leitend, die irrende Suche, das Nichtmehrfinden einer Heimat. Es reimt sich aber noch, sucht nach einer Form und die finde ich etwas kindlich, den Schluss zu sentimental. Also bittesehr, mit Gruß und Vorletztjahrhundertkuss von Ludwig Weimer sein volles Gedichtlein:
"Alte Heimat
In einem dunklen Tal Lag jüngst ich träumend nieder, Da sah ich einen Strahl Von meiner Heimat wieder.
Auf morgenroter Au War Vaters Haus gelegen, Wie war der Himmel blau! Die Flur wie reich an Segen!
Wie war mein Heimatland Voll Gold und Rosenhelle! Doch bald der Traum verschwand, Schmerz trat an seine Stelle.
Da irrt ich weit hinaus Ins öde Land voll Sehnen; Noch irr ich, such das Haus, Und find es nicht vor Tränen."
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