Zitat von Frankenstein im Beitrag #90... wo er seinerzeit die Vorzüge der angelsächsischen Wahlsysteme herausarbeitete.
Von einem "angelsächsichen Wahlsystem" kann man eigentlich überhaupt nicht sprechen. Gemeinsam haben sie im wesentlichen nur die Abwesenheiten von Parteilisten, aber in konkreten Ausgestaltung gibt es große Unterschiede.
In den USA sind die Parteien letztlich nur lockere Bündnisse mit wenig inhaltlicher Basis. Über die Vorwahlen können auch Außenseiter einsteigen (siehe Trump), das Parlament wird durch "checks and balances" der Exekutive gegenübergestellt und viele Fragen direkt durch Volksentscheide geklärt. Das gibt eine Menge Vorteile gegenüber dem deutschen System (und auf die hatte Zettel abgehoben), aber die haben fast nichts mit dem Wahlsystem im engeren Sinn zu tun. Und es gibt auch heftige Nachteile, nicht umsonst ist der Ärger über Washington in weiten Teilen der USA mehrheitsfähig.
GB funktioniert politisch völlig anders. Bis auf die Einerwahlkreise mit Mehrheitswahlrecht gibt es eigentlich keine Gemeinsamkeiten mit den USA. Es gibt sehr viele Parteien im Parlament, die politischen Unterschiede sind groß, die Macht der Parteiführungen auf die Zusammensetzung des Parlaments meist größer als auf dem Kontinent. Das UK ist eine "gewählte Diktatur" mit eher wenig Kontrollrechten des Parlaments und das politische System insgesamt ist dem in Deutschland bestimmt nicht vorzuziehen.
Und dann hätten wir weitere Staaten wie z. B. Irland, das das m. E. beste Wahlsystem der Welt hat - eine Personenwahl in großen Wahlkreisen mit jeweils mehreren Abgeordneten. Das gibt den einzelnen Kandidaten eine relativ starke Stellung und führt trotzdem zu einer halbwegs ordentlichen Proportionalität im Gesamtergebnis. Nur ist dort die Parteienlandschaft ziemlich vermurkst, es spielen weniger inhaltliche Positionen eine Rolle als uralte Rivalitäten aus dem Bürgerkrieg und ausgeprägte Vetternwirtschaft. Im Ergebnis bleibt die irische Politik daher deutlich unter den Möglichkeiten des Wahlsystems.
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