Zitat von alpha_beta im Beitrag #212Sehr wahrscheinlich wird die Merkel-Union die AfD weiter ignorieren, selbst wenn AfD auf 30% kommen und stärkste Kraft werden sollte. Verkauft wird dieses Ignorieren als "Bündnis für die Demokratie und gegen Anti-demokraten" oder so ähnlich.
Als eine allgemeine Betrachtung, wie man als Partei mit einer neuen Partei umgeht, die der eigenen Programmatik näher steht als den anderen Parteien und damit um die Wählerschaft konkurriert: Entweder koaliert man mit ihr --weil sie der eigenen Programmatik ja so nahe steht-- oder man erklärt sie für geächtet.
Die erste Variante ist die SPD in erst in Bezug auf die Grünen (in den frühen 80ern wurden die Grünen von der SPD auch ignoriert) und dann auf die SED-Nachfolgepartei gegangen. Man ist Koalitionen eingegangen, allerdings auch den Wettbewerb mit diesen Parteien. Spätestens als die SED-Nachfolgepartei für koalitionsfähig erkläert wurde, hat man sich in die Mittelposition eines Wettbewerbs begeben, wo man in zwei Richtungen Stimmen verlieren konnte.
Die zweite Variante hat die CDU in Bezug auf die REP in den 90ern und jetzt die AfD gewählt. Das Vorgehen ist spieltheoretisch gar nicht so dumm: Wenn beide Parteien sich tatsächlich aus demselben Wählerpool bedienen, signalisiert die Altpartei mit so einer Ankündigung, daß eine Stimme für die Neupartei die Wahrscheinlichkeit für eine Regierung durch das andere politische Lager erhöht. Wenn bei denen, die die Neupartei wählen würden, der Unterschied zur Altpartei als kleiner betrachtet wird als der Unterschied zum anderen politischen Lager, dann kann die Altpartei mit dieser Strategie die Neupartei so klein zu halten, ab dem die 5%-Sperrklausel hilft. Wir haben in ZkZ ja schon festgestellt, daß, wenn man die Parteien zum "linken" und "rechten" Lager zusammenfaßt, erstaunlich wenig Wählerwanderung gibt.
Die zweite Variante funktioniert natürlich nur, wenn die Altpartei sich nur strategisch stark von der Neupartei distanziert. Wenn die Programmatiken zwischen beiden zu unterschiedlich werden, funktioniert es nicht mehr. Dann wählen Ebenso funktioniert es nicht mehr, wenn die Neupartei zu einem großen Teil von ehemaligen Wählern von anderen Parteien gewählt wird.
Praktisch tritt man also mit beiden Varianten in den politisch-programmatischen Wettbewerb mit der Neupartei. Demokratie funktioniert also in dem Sinne, daß der Wille von Wählergruppen in die politische Repräsentanz kommt. Ich würde der CDU es also nicht zum Vorwurf machen, die AfD zu ächten. Ob es für ihre Zwecke klug ist, sei freilich dahingestellt.
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