Ich hoffe, dass ich die Toleranz der anderen Zimmerleute nicht zu sehr in Anspruch nehmen muss, wenn ich noch mal eine Überlegung einbringe:
Versetzen wir uns mal in die Lage der "Spitzengruppe" der Union. Sprich Laschet und sein Team, die ihn zum Kanzler machen wollten und sich da möglicherweise Pöstchen und Saläre versprechen haben. Es gibt drei mögliche Ausgänge: - Entweder die Grünen und die FDP gehen nach einem gemeinsamen Gespräch zur SPD. Damit wandert die Union unweigerlich in die Opposition. In diesem Szenario ist Laschet und sind die Laschetianer wahrscheinlich bald Geschichte. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, nach einem gescheiterten Wahlkampf noch mal in Spitzenpositionen zu kommen, aber all die Arbeit bisher war dahin. In der Opposition gibt es keine Aussicht auf politisch besetzte Ämter, auf das Gefühl echter Macht und so weiter. Zudem aus der Opposition heraus mit ziemlicher Sicherheit eine andere CDU aufstehen wird als die heutige. Für die Chefetage wird es also ziemlich ungemütlich in diesem Szenario. - Oder aus irgendeine Grund kommt weder eine Ampel, noch eine Schwampel zu Stande, wir bekommen einen Neuaufguss der Großen Koalition. In diesem Szenario entgeht die Union zwar der Opposition und bekommt Zugang auf Pöstchen, aber es gibt einen Schönheitsfehler. Die SPD ist nominell stärkste Kraft und wird damit auf den Privileg beharren, den Kanzler zu stellen. Das wird vielen nicht schmecken. Auch in diesen Szenario ist Laschet und sein unmittelbares Team höchstwahrscheinlich angezählt, wahrscheinlich sogar politisch erledigt. Es könnten sich einige Mitglieder zwar in Posten flüchten, aber nach meiner Einschätzung lange nicht alle. Zudem es praktisch ausgeschlossen ist, dass er noch mal Kanzlerkandidat wird. Wer weiß, ob da nicht was hängen bleibt. Immer noch ungemütlich! - Oder es kommt zu einer Schwarzen Ampel In diesem Szenario wird Laschet wirklich Bundeskanzler und alle, deren politische Zukunft an seiner hängen ("Seilschaft"), haben gute Aussichten. Sobald das Kanzleramt bezogen wird, werden auch die internen Kritiker augenblicklich verstummen. Was macht schon ein schlechtes Wahlergebnis, gegenüber den Erfolg wo es drauf ankommt. Auch in der nächsten Legislatur wird Laschet noch mal aufgestellt, damit ist die eigenen Zukunft im doch recht harten politischen Geschäft sicher.
Ich stelle ausgehend von diesen Überlegungen fest: Die Verhandlungsführer der Union habe ein starkes Eigeninteresse daran, dass das letzte Szenario eintritt. In den ersten beiden gibt es zumindest bedeutende Nachteile. Sie können dieses Szenario wahrscheinlicher machen, wenn sie sich in den Verhandlungen gegenüber den FDP-Grünen-Block besonders nachgiebig zeigen.
Aus Sicht der SPD ist der Fall weniger klar. Zum einen gibt es jetzt schon Anzeigen, dass Scholz Probleme in der eigene Fraktion bekommen könnte, zum anderen hat er zwei mögliche Optionen auf das Kanzleramt. Das einzige Szenario, in dem er verliert, wäre eine Schampel. Wie kann man sicher ausschließen, dass es dazu kommt? Eine Möglichkeit wäre, dass man gegenüber den Grüngelben glaubwürdig vertreten kann, dass man mit der Union ein Alternativangebot hat. Hier spielt man die "kleine Drittenparteien" gegen die Union aus und umgekehrt. Das wäre das ideale Szenario für Scholz gewesen, zwei Angebote und er kann sich für das Beste entscheiden. Leider wurde aber eine Fortsetzung der GroKo vorher ausgeschlossen.
Eine ganz schöne Zwickmühle.
Ich stelle mir vor, dass grade im politischen Berlin Telefone heiß laufen und alle möglichen schlauen Berater die Gegenseite psychologisch durchleuchten, strategische Analysen anfertigen und alte Verhandlungsprofis sich in Stellung bringen.
Stand: 26.07.2021 DIW PLANT starken Nachfragerückgang bei Energie. 26.09.2021 In Erwartung des Wahlkaters to be continued
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