Zitat von hubersn im Beitrag #362 Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Sie meinen die bürgerkriegsähnlichen Zustände, wie sie sich in Schweden abgespielt haben?
Schweden hatte nur unwesentlich mildere Maßnahmen als Deutschland, und hat einen hohen Preis gezahlt. Seine Nachbarn Finnland und Norwegen haben das deutlich besser gemanaged. Deshalb hat die schwedische Regierung und die Verantwortlichen auch kräftig Gegenwind bekommen, denn die schwedische Bevölkerung ist ja nicht so dumm und vergleicht das schwedische Konzept mit im Grundsatz nicht vergleichbaren südeuropäischen Ländern, sondern logischerweise mit den direkten Nachbarn. Für einen Bürgerkrieg hat es aber dennoch nicht gereicht, von den nicht-pandemiebedingten Scharmützeln in vereinzelten Stockholmer Ecken abgesehen.
Ich habe es schon öfter geschrieben, hier nochmal die Kurzzusammenfassung, warum der Vergleich "Schweden vs. Deutschland" nicht so richtig passt: die Schweden sind eine deutlich homogenere Gesellschaft, die zudem deutlich rücksichtsvoller miteinander umgeht - eben typisch "skandinavisch". Wie man den Zahlen entnehmen kann, reicht das dann zur Pandemieeinhegung knapp für das Konzept "Freiwilligkeit", unter der Voraussetzung "niedrige Bevölkerungsdichte" und "Nachbarländer die wirksame Grenzkontrollen übernehmen und sehr niedrige Inzidenzen haben" und "niedrigeres Durchschnittsalter". Gut, ein paar tausend Tote zusätzlich - da darf man nicht so empfindlich sein, ein bisserl Schwund ist ja immer - das war sicher ein gerechtfertigter Preis für ein paar zusätzliche Wochen offene Straßencafés.
Es gibt eine interessante Studie, die "schwedische Verhältnisse" auf UK anwendet, also ungefähr auf Deutschland übertragbar wäre. Mit einigermaßen erschreckenden Auswirkungen: https://www.nature.com/articles/s41598-021-95699-9
Alles Vergangenheit. Schweden hat inzwischen ja auch umgesteuert, mit dem Impfpass als Zugangsinstrument und gravierenden Einschränkungen für Ungeimpfte, einer recht hohen Impfquote (v.a. in der Risikogruppe), und diversen anderen Maßnahmen. Scheint so, dass man dort Optimierungsbedarf gegenüber 2020 gesehen hat.
Logischerweise sind Ländervergleiche immer schwierig, weil je nach Konstellation es auch einfach durch den Faktor "Glück" zu ganz unterschiedlichen Verläufen kommen kann. Bei der ersten Welle kann man das schön sehen, wenn man z.B. Schweden mit Tschechien vergleicht. Und dann sieht, was den Tschechen ab Ende 2020 widerfahren ist. Tschechien ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass das Konzept "Herdenimmunität durch Durchseuchung" nicht mal bei einem deutlich niedrigeren Durchschnittsalter der Bevölkerung eine empfehlenswerte Strategie ist. Wenn man den tschechischen Zahlen glauben darf, hält der Immunschutz von Genesenen ungefähr so lange vor wie der von Geimpften.
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