Zitat von hubersn im Beitrag #372Schweden hatte nur unwesentlich mildere Maßnahmen als Deutschland, und hat einen hohen Preis gezahlt. Seine Nachbarn Finnland und Norwegen haben das deutlich besser gemanaged. Deshalb hat die schwedische Regierung und die Verantwortlichen auch kräftig Gegenwind bekommen, denn die schwedische Bevölkerung ist ja nicht so dumm und vergleicht das schwedische Konzept mit im Grundsatz nicht vergleichbaren südeuropäischen Ländern, sondern logischerweise mit den direkten Nachbarn. Für einen Bürgerkrieg hat es aber dennoch nicht gereicht, von den nicht-pandemiebedingten Scharmützeln in vereinzelten Stockholmer Ecken abgesehen.
Ich habe es schon öfter geschrieben, hier nochmal die Kurzzusammenfassung, warum der Vergleich "Schweden vs. Deutschland" nicht so richtig passt: die Schweden sind eine deutlich homogenere Gesellschaft, die zudem deutlich rücksichtsvoller miteinander umgeht - eben typisch "skandinavisch". Wie man den Zahlen entnehmen kann, reicht das dann zur Pandemieeinhegung knapp für das Konzept "Freiwilligkeit", unter der Voraussetzung "niedrige Bevölkerungsdichte" und "Nachbarländer die wirksame Grenzkontrollen übernehmen und sehr niedrige Inzidenzen haben" und "niedrigeres Durchschnittsalter". Gut, ein paar tausend Tote zusätzlich - da darf man nicht so empfindlich sein, ein bisserl Schwund ist ja immer - das war sicher ein gerechtfertigter Preis für ein paar zusätzliche Wochen offene Straßencafés.
Ich mag ja solche Ferndiagnosen. Dänemark hat in der skandinavischen Sammlung gefehlt. Und ich habe die Situation in Dänemark im Sommer 2020 hier schon beschrieben. Außer bei der Apotheke gab es Null Restriktionen im Alltag. Solche Vorurteile mit Disziplin mögen gefallen, das war aber auch in Kopenhagen nicht so. Im Gegenteil. Gerade die Jugend war sich eng auf der Pelle. Der Unterschied zu Deutschland war eklatant.
Und nach den Zahlen - ein klein bisschen in Kontext gesetzt - hat Schweden keinen hohen Preis bezahlt. 2021 hat Schweden Untersterblichkeit, im Gegensatz zu Deutschland.
Zitat Alles Vergangenheit. Schweden hat inzwischen ja auch umgesteuert, mit dem Impfpass als Zugangsinstrument und gravierenden Einschränkungen für Ungeimpfte, einer recht hohen Impfquote (v.a. in der Risikogruppe), und diversen anderen Maßnahmen. Scheint so, dass man dort Optimierungsbedarf gegenüber 2020 gesehen hat.
Gravierend? Leute vor Ort sehen das nicht so. Wer hier ungeimpft ist, kann nicht mehr frei einkaufen, nicht einfach ins Restaurant, usw.. Das ist gravierend. Dass die Schweden auf den Impfpass drängen, kann kaum mit Gesundheitsfragen zu tun haben. Die maßvollste Interpretation ist die, dass man am internationalen Reiseverkehr teilnehmen will und dazu die Voraussetzung schafft.
Zitat Logischerweise sind Ländervergleiche immer schwierig, weil je nach Konstellation es auch einfach durch den Faktor "Glück" zu ganz unterschiedlichen Verläufen kommen kann. Bei der ersten Welle kann man das schön sehen, wenn man z.B. Schweden mit Tschechien vergleicht. Und dann sieht, was den Tschechen ab Ende 2020 widerfahren ist. Tschechien ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass das Konzept "Herdenimmunität durch Durchseuchung" nicht mal bei einem deutlich niedrigeren Durchschnittsalter der Bevölkerung eine empfehlenswerte Strategie ist. Wenn man den tschechischen Zahlen glauben darf, hält der Immunschutz von Genesenen ungefähr so lange vor wie der von Geimpften.
Man könnte auch Dänemark und Norwegen anschauen: Erst mit der Impfung gingen die positiven Tests durch die Decke. Interessant ist aber ein anderer Vergleich, für den ich keine Antwort habe: Obwohl die Inzidenzen in Dänemark, Norwegen mit Deutschland vergleichbar sind, ist die ICU-Belegung/Hospitalisierung in Deutschland weit höher. Irgendetwas ist da völlig anders.
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