Lieber Zettel
Die Gewerkschaften und hier insbesondere die Gewerkschaftsführung, denn letztendlich stellt nur diese die Weichen, interessiert nur eines und das ist Macht.
Es geht ihnen nicht um Arbeitnehmer und schon gar nicht um Arbeitslose, es geht ihnen darum auf gleicher Augenhöhe mit den Arbeitgebern zu sitzen, ja mehr noch, höher sitzen zu wollen als diese, indem man die gesetzlichen Einschränkungen der Arbeitgeber dazu nutzt, ihnen die eigene Macht zu zeigen.
Auf Unternehmensebene erzwingen nämlich das Mitbestimmungsgesetz Bergbau und Eisen vom 21. 5. 1951, das Betriebsverfassungsgesetz von 1952 und das Mitbestimmungsgesetz von 1976, die Aufnahme von Gewerkschaftsvertretern in die Aufsichtsräte von Kapitalgesellschaften.
Da man sich der Hilfe des Staates gewiss ist, demzufolge auch Proteste der Arbeitnehmerschaft nicht befürchten muss, kann man sich komplett auf dieses Machtspiel konzentrieren.
· Der deutsche Sozialstaat gewährt Arbeitslosen Lohnersatz in Form von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe, Wohngeld und vielen anderen Sozialleistungen. Für minder Qualifizierte ist der sozialstaatliche Lohnersatz fast so hoch wie das auf dem Markt erzielbare Arbeitseinkommen. Unter diesen Umständen macht es ökonomisch keinen großen Unterschied, ob man arbeitet oder vom Sozialstaat für Nichtstun bezahlt wird.
· Die Gewerkschaften haben vor allem im unteren Qualifikationsbereich die Löhne so hoch getrieben, dass sie über der Wertschöpfung von Millionen Arbeitnehmern liegen. Diese nahmen die daraus resultierende Arbeitslosigkeit widerstandslos hin, denn sie führte in die Sessel des Sozialstaates. Die Gewerkschaften können ihre Hochlohnpolitik nur durchführen, weil es ihnen möglich ist, deren Kosten auf unbeteiligte Dritte, nämlich die Steuerzahler, abzuschieben.
· Die Gewerkschaftsführer gehen davon aus, dass die Vorteile hoher Tarifabschlüsse den eigenen Mitgliedern zugute kommen, während die Kosten der dadurch verursachten Arbeitslosigkeit von der diffusen Gesamtheit der Steuerzahler zu tragen ist, welche den Sozialstaat finanziert.
"Ohne die Hilfe des Sozialstaats wären Massenproteste und allgemeiner Aufruhr die Folge, und die Gewerkschaften wären viel früher an die Grenzen ihrer Hochlohnpolitik gestoßen. Der Sozialstaat war der heimliche Komplize der Kartellgewerkschaften und ist mit dafür verantwortlich, daß Deutschland so lange den falschen Weg beschreiten konnte." Hans-Werner Sinn
Bezeichnend ist ja auch folgende Tatsache.
Der Arbeitnehmer hat als verfügbares Einkommen nur das, was der Arbeitgeber ihm netto ausbezahlt. Der Unternehmer hingegen trägt Bruttolohnkosten, die doppelt so hoch sind wie der Nettolohn, den seine Beschäftigten zu Gesicht bekommen. Was macht nun den Unterschied zwischen brutto und netto aus? Es sind die Tribute an den Staat. Vielen Arbeitnehmern ist gar nicht bewusst, wie hoch die Abzüge von ihrem Lohn sind, die der Staat fordert und die der Arbeitgeber vom Bruttolohn einbehalten muss, um sie an die staatlichen Kassen abzuführen. In Deutschland beträgt die persönliche Abgabenquote eines ledigen Durchschnittsverdieners 52% seines Bruttoeinkommens.
Bezeichnenderweise führen die Gewerkschaften ihren Lohnkampf aber gegen die Unternehmer und damit letzten Endes gegen die Verbraucher, während sie die Verminderung des Staatsanteils nicht einmal erwähnen, geschweige denn in Angriff nehmen. Die Gewerkschaftsführungen ziehen damit steigende Lohnkosten und erhöhte Arbeitslosigkeit sowie steigende Verbraucherpreise und dadurch sinkende Kaufkraft der Konsumenten, einer Verminderung des Umfangs des Staates vor.
Daran würde sich sicher sehr schnell eine Menge ändern, wenn der gesamte Bruttolohn, einschließlich der Arbeitgeberbeiträge, an die Arbeitnehmer direkt ausbezahlt würde. Diese könnte dann selbst entscheiden, welche Sozialversicherung sie eingehen wollen, und der Staat müsste sich seine Steuern direkt beim Bürger, also beim Arbeitnehmer holen.
Man sieht hier in Deutschland eine absolut unheilige Allianz zwischen Politik und Gewerkschaft. Man sieht es auch im Bundestag.
Zu den Zahlen: Im 2002 gewählten Bundestag hat man bei den 603 Abgeordneten insgesamt 282 Gewerkschaftsmitgliedschaften festgestellt, das sind 47%, umgekehrt gehörten aber nur 15% der Wahlberechtigten einer Gewerkschaft an. (Zum Glück geht der Anteil zurück)
Herzlich M. Schneider
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