Zitat von Zettel Das würde mich interessieren, liebe Rayson, wie sie aus deiner Sicht gemeint war.
Lieber Zettel, leider lese ich deine Entgegnung erst jetzt. Ich will gerne verdeutlichen, wie die Bergpredigt aus heutiger theologischer Sicht zu verstehen ist.
Jesus ist tatsächlich nur unter dem Blickwinkel der Radikalität zu verstehen, allerdings einer Radikalität, die sich auf bekannte Ziele bezieht. Im Mittelpunkt seiner Lehre steht die Liebe, und Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen. Jesus versucht zu vermitteln, dass die Liebe Gottes zu den Menschen unendlich ist. Und er zeigt, wie ein Mensch diese Liebe erwidern kann.
Nehmen wir als Analogie die menschliche Liebe. Wogegen Jesus sich wendet, ist ein instrumentelles Verständnis der Form, wonach der gierige Liebhaber soundsoviel diesen oder jenen Körperteil der Frau zu streicheln habe, um zu seinem Ziel zu gelangen.
Nein, er verlangt die echte, wahre, bedingungslose Liebe, eine, die nicht der Bedürfnisbefriedigung des Einzelnen dient, sondern nur das Wohl des anderen im Kopf hat.
Und jetzt kommt es zusammen. Jesus sagt: Wie könnt ihr zu der Überzeugung kommen, nur weil ihr bestimmte Formalien eingehalten habt, hättet ihr das Gebot Gottes erfüllt? Das schafft ihr erst, wenn ihr Gott wirklich liebt, und diese Liebe kann keine Grenzen kennen. Also wenn ihr euch rühmt, diese oder jene Tat nicht begangen zu haben, was ist mit euren Gedanken, in denen ihr euch das wünscht? So lange ihr diese Gedanken habt, spielt ihr mit Gottes Geboten, aber ihr liebt ihn nicht. Also: Ihr liebt eure Nächsten. Na super. Und damit ist die Chose gegessen? Mehr braucht keiner? Dünnpfiff. Erst wenn du deine Feinde liebst, bekommst du einen Eindruck davon, wie sehr Gott dich liebt. Und was du zu tun hast, wenn du seine Liebe erwidern möchtest.
Das ist, wie gesagt, ein unglaublich radikaler Anspruch. Einer, dem kein Mensch je gerecht werden kann. Das Problem Luthers. Und er fand die Lösung, allerdings eine, die schon in der Schrift vorhanden war: Auf die Werke selbst kommt es nicht an, aber ihr müsst sie aus tiefstem Herzen angestrebt haben. Denn nichts anderes bedeutet es, Jesus Christus als seinen Heiland anzuerkennen und ihm zu folgen.
Was die Heinemann angeht: Sie verkauft sich unter Niveau, indem sie Bilder verwendet, die heute kein Theologe mehr verwenden würde. Indem sie Glaubenssätze überzeichnet, die nur als Metaphern zu lesen sind. Und indem sie für meinen Geschmack ein wenig auf dem Stand der Forschung zurückgeblieben ist, der ihr seinerzeit wohl ihren Abschluss verfasst hat. Inzwischen nämlich werden viele Voraussetzungen der Bultmann-Schule in Zweifel gezogen. Jesus droht historischer zu werden als es manchem Theologen lieb ist...
Ich will nicht ungerecht sein. Auf ein Verdikt von mir kommen allerdings zehn Medienauftritte der guten Frau Ranke-Heinemann. So habe ich nicht das Gefühl, auf verfolgte Minderheiten Rücksicht nehmen zu müssen. Aus meiner eigenen Kirche bin ich jedenfalls weniger affektheischende Positionen von Frauen gewohnt. Von geweihten Priesterinnen übrigens.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.