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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
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Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"  
Ulrich Elkmann

Beiträge: 12.683


10.05.2020 19:30
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Antworten

Das xxx ist Platzhalter für alles, was da mehr oder weniger anekdotisch mit dem Mondlauf verknüpft worden ist. Erhöhung derSuizidrate bei Vollmond etwa, Schlafwandeln, höhere Verbrechensraten, auch der Monatszyklus, der ja im statistischen Mittel recht frei läuft. Da gibt es ja seit der Antike die Vermutung, daß die Dauer zumindest, auf irgendeine Weise, mit dem Mondlauf verknüpft ist oder davon determiniert wird: hormonell, durch Licht... Von der handfesten Evidenz ist es bislang bei dem geblieben, was Evolutionsbiologen "just so stories" nennen (nach Kiplings kleinem Erzählzyklus à la "Warum das Zebra Streifen hat"). Eine der wilderen Hypothesen ist, daß das ein Erbteil aus der Zeit ist, als unsere Vorfahren noch meeresbewohnend waren (Paarungs- oder Laichzeit bei Vollmondnächten oder über Gezeitenhub). Das ist zwar symbolisch rund, aber eben nicht mehr als ein Dönekes. Aus dem gleichen Quelle stammt die Vermutung, der Salz- bzw. Mineralgehalt des Blutes, der ja durch Stein- und Kristallbildung peinigen kann, sei solch ein Erbe. Das übersieht, daß es sich hier wohl eher um eine physiologische Notwendiigkeit handelt als an ein Relikt aus unserem Stammbaum. Weil wir aber natürlich im Phänotyp nichts als solche entwicklungsgeschichtlich geformten Gegebenheiten mit uns rumtragen, vom Erbmolekül und seinem Code angefangen, läßt sich das nicht schön auseinanderklamüsern.

Das läßt sich sehr schön an den diversen Erklärungsmodellen sehen, die für die physiologisch/biologische Sonderstellung von Genus homo entwickelt worden sind: der aufrechte Gang etwa oder die Haarlosigkeit. Ich selber habe ja ein Fiable für die "aquatic ape"-Hypothese von Elaine Morgan (die meines Erachtens hier sehr viel sehr schlüssig herleitet), aber es ist mir schon klar, daß das bislang nichts als wilde Spekulation darstellt. Was die ausschlagebenden Faktoren waren: Fellverlust zur Temperaturregelung, aufrechter Gang als Anpassung an die Savanne (wobei keiner weiß, ob unsere Ahnen vor 10 Mio. Jahren offene Savannen bevorzugten; die Wahrscheinlichkeit dürfte dagegen sprechen); ob erhöhte Kommunikation für besseres Rudel-/Gruppenverhalten, ob Großhirnentwicklung, um bessere Hand-Auge-Koordination für besseren Jagderfolg zu erzielen (William Calvins These): das weiß niemand, und das wird sich wohl nie zufriedenstellend klären lassen (vielleicht haben sie tatsächlich an einen Monolithen getippt und der Geist schlug zu) (Clarke & Kubrick haben sich übrigens da bei Robert Ardrey, Man the Hunter, bedient, also nicht beim dänikenhaften Monolithen, sondern bei dem Balgen um die Wasserstelle, in die das eingebettet ist.)

Ein weiterer Faktor bei diesem Komplex sind minimale Vorteile und Exaptation. Selbst wenn eine Verhaltensweise, ein physiologisches Merkmal nur minimale Vorteile bietet und im täglichen Leben nicht ins Gewicht fällt, wirkt sich das im wiederholten Spiel von hunderten oder tausenden Generationen recht schnell anwachsend aus. Exaptation meint: daß ein Merkmal "umgewidmet" werden kann, ob physiologisch oder kulturell. Es gibt die These, daß die Evolution von Federn* dazu gedient hat, den Körper von sonst nicht abbaubaren Stoffen zu befreien. Temperaturregelung durch Isolierung und Flugkünste waren nicht eingeplant (sinnbildlich gesprochen, denn die Evoluton "plant" ja nichts.) Kulturell schlägt das umso heftiger zu. Feuer mag zunächst gewärmt und Raubtiere auf erträgliche soziale Distanz gehalten haben; aber die Kochkunst hat erst mal 80% aller Pflanzen erstmal überhaupt verdaulich gemacht. Und hinterher die Töpferei und die Metallgewinnung möglich gemacht


*OT. Federn: als ich "das gelernt worden bin", waren Federn Prärogativ der Aves & setzten evolutionsgeschichtlich mit dem Archäopteryx ein. In den letzten 25 Jahren sind buchstäblich hunderte von Funden von Dinosauriern hinzugekommen, die eindeutig Federn und allen Größen und Formen zeigen (die meisten stammen aus chinesischen Ölschieferdepositen, die solche Spuren aufbewahren). Da das im normalen Petrefaktionsprozeß nicht oder kaum erhalten bleibt, stellt sich jetzt die Frage andersherum: wieviele Bewohner des Jurassic Park hatten da wohl ein Federkleid?



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire


Themen Überblick
Betreff Absender Datum
Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Techniknörgler08.05.2020 14:10
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Noricus08.05.2020 20:34
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Techniknörgler08.05.2020 20:51
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori F.Alfonzo09.05.2020 06:41
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Martin09.05.2020 08:37
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori F.Alfonzo09.05.2020 09:06
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori strubbi7709.05.2020 09:51
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Techniknörgler09.05.2020 11:59
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Martin09.05.2020 12:31
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Martin09.05.2020 17:08
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Martin09.05.2020 17:53
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Martin09.05.2020 11:49
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Llarian09.05.2020 17:56
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Ulrich Elkmann09.05.2020 19:22
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Llarian09.05.2020 19:57
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori schneeschnuppe09.05.2020 23:35
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Doeding10.05.2020 10:17
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori nachdenken_schmerzt_nicht10.05.2020 12:21
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Doeding10.05.2020 13:13
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori HR210.05.2020 15:31
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori HR210.05.2020 15:42
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori HR210.05.2020 15:54
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori HR210.05.2020 17:21
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Nola10.05.2020 17:29
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Ulrich Elkmann10.05.2020 17:39
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Nola10.05.2020 18:25
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Doeding10.05.2020 17:58
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Ulrich Elkmann10.05.2020 18:28
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Nola10.05.2020 19:06
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Ulrich Elkmann10.05.2020 19:30
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Nola10.05.2020 18:34
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Krischan11.05.2020 14:22
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Nola11.05.2020 20:22
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Llarian10.05.2020 13:20
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Doeding10.05.2020 14:09
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori schneeschnuppe10.05.2020 11:07
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori schneeschnuppe10.05.2020 11:30
RE: Zur Einschätzung von Vorhersagen a priori und a posteriori Doeding10.05.2020 11:52
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