Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 1.412 mal aufgerufen
Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"  
Zettel

Beiträge: 20.200


18.01.2008 14:33
RE: Eindrücke von der SPD-Basis Antworten

Lieber Marian,

Zitat von Marian Wirth
mit den Spendern meinte ich nicht die innerparteilichen Spender, sondern die von außerhalb.

Die meinte ich auch. Wenn sie sich rational verhalten, dann müßten sie, sobald die Volksfront Wirklichkeit geworden ist, generös für die SPD spenden - um ihr Gewicht gegenüber den Kommunisten zu stärken.

Und natürlich zugleich für die CDU und die FDP, um dem Spuk möglichst bald ein Ende zu machen. In den USA ist es ja eine Selbstverständlichkeit, daß derselbe donator beide Seiten bedenkt.
Zitat von Marian Wirth
In Düsseldorf gibt es offiziell noch 3.300 SPD-Mitglieder. Davon sind maximal 300 aktiv. Und von denen sind 200 so mit Mehrfachmandaten und Parteifunktionen eingedeckt, dass sie noch nichtmal in Wahlkampfzeiten richtig einsatzfähig sind.

Das war schon genauso, als ich in den siebziger Jahren im Ruhrgebiet in der SPD aktiv war. Da galt die "10-Prozent-Regel": Wenn alles gut läuft, dann kommen zehn Prozent der Mitglieder zu den Versammlungen. Und von denen ist die Hälfte bis zwei Drittel in irgendeiner Funktion aktiv, sei es im erweiterten Vorstand, als Kassierer, bei der AfA oder den Frauen, oder wo auch immer.

Ich war aktiver Juso und hatte außerdem ein Abo auf das Amt des "Bildungsobmanns".
Zitat von Marian Wirth
Die beiden Volksparteien waren immer auf die einfachen Parteimitglieder ohne Mandat, ohne Parteiposten und ohne Karriereabsichten angewiesen, denn nur die hatten Zeit und waren bereit, mit ihrem Privat-PKW ohne Entschädigung Wahlkampfmaterial, Plakatständer und sonstige Utensilien durch die Gegend zu fahren.

Bei uns damals waren das vor allem die Rentner und die Jusos, überwiegend Studenten. Im Wahlkampf war ich mit meiner Freundin manchmal an Wochenenden rund um die Uhr unterwegs; und morgens standen wir zum Schichtwechsel um sechs vor den Werkstoren und verteilten Flugblätter. Tja, damals .

Und Chefredakteur der Ortsvereinszeitung war ich auch noch.

Von den Genosssen "ohne Ambitionen" erwiesen sich allerdings viele doch als recht ambitioniert. Aus linken Jusos wurden unversehens bestens funktionierende Ratsmitglieder.
Zitat von Marian Wirth
Die Angehörigen dieser Kaste der ambitionslosen Freiwilligen sind aber mittlerweile entweder weggestorben oder zu alt oder aus Enttäuschung ausgetreten. Was bleibt, sind die Aktiven, die aber keine Zeit haben (siehe oben), und ein paar Jusos. Von denen hat aber keiner ein Auto.

Das begann schon im Lauf der siebziger Jahre, vor allem bei den alten Genossen. Eindrucksvolle Leute oft, die von den Nazis verfolgt worden waren, die sich ihr Leben lang für die Partei eingesetzt hatten, und die sich nun von frechen Jusos sagen lassen mußten, daß ihnen das richtige Klassenbewußtsein fehle.
Zitat von Marian Wirth
Gleichzeitig sacken die oberen Parteiebenen einen großen Teil der Mitgliedsbeiträge ein und verbraten das Geld für teure (und wirkungslose) Image-Kampagnen oder für (wirkungsvolle, aber für die Basis nutzlose) Personenkult-Veranstaltungen der Parteispitze. Die Unterbezirke und Ortsvereine leben von der Hand in den Mund. In einigen Ortsvereinen wird die Tribut-Pflicht an die oberen Parteiebenen dadurch umgangen, dass die wohlhabenderen Parteimitglieder nur den Mindestbeitrag zahlen, dafür aber großzügig an den Ortsverein spenden.

Auch das, lieber Marian, weckt in mir bitter-nostalgische Gefühle. Genauso ist es damals auch gehandhabt worden. Und die Ortsvereine führten Schwarze Kassen, in die zB die Einnahmen aus den Maifeiern eingingen.

Ich habe als Juso erlebt, wie das Geld der Mitglieder verpraßt wurde. Tagungen in besten Einrichtungen, mit nicht nur Vollverpflegung, sondern auch Bier und Wodka à Gogo, alles auf Kosten der Partei. Der Unmut über die Ausbeutung der Ortsvereine und der einfachen Mitglieder durch die oberen Parteigliederungen und die Arbeitsgemeinschaften war weit verbreitet.

Ein Juso-Genosse hielt uns halbwegs schadlos, indem er von Zeit zu Zeit in die Dortmunder Zentrale des Bezirks Westliches Westfalen fuhr und dort alles an "Material" abräumte, was er kriegen konnte. Er kam dann mit einem Auto voll Bücher, Broschüren usw. an, und wir durften uns bedienen.
Zitat von Marian Wirth
Und wie gesagt, nehme ich halt an, dass diesen Mitgliedern bei einem offensichtlichen, sich in Koalitionen auf Bundesebene manifestierenden Abrutschen der SPD nach links der Kragen platzt. Clement wäre einer der Ersten, aber bestimmt nicht der Letzte.

Da bin ich nicht so sicher; aber ich kenne die Partei ja seit Jahrzehnten nicht mehr von innen. Als ich austrat, war die Wandlung von eine Arbeiterpartei zu einer Partei des Öffentlichen Dienstes schon weit fortgeschritten. Die lautesten linken Sprüche kamen immer von denen, die keinen Arbeitsplatz zu verlieren hatten. An Feminismus ließ sich niemand übertreffen, und an linker Gesinnung auch nicht. Es kostete ja nix.

Hat sich das heute wieder geändert, jedenfalls in Düsseldorf, lieber Marian? Gibt es da einen nennenswerten Anteil von Arbeitern und von Selbständigen in der SPD? Es würde mich wundern; und deshalb erwarte ich ein Mitgehen der "Basis" bei einem Linksruck der SPD.

Links kann man immer nur sein, wenn einen die Folgen eines wirtschaftlichen Niedergangs nicht treffen.

Herzlich, Zettel


Themen Überblick
Betreff Absender Datum
Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Zettel13.01.2008 02:30
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Marian Wirth13.01.2008 11:31
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? M.Schneider13.01.2008 12:22
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Sparrowhawk13.01.2008 12:58
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Inger13.01.2008 13:15
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Sparrowhawk13.01.2008 15:20
SED 2.0 Marian Wirth13.01.2008 21:56
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Marian Wirth13.01.2008 21:47
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Sparrowhawk13.01.2008 22:01
Merkels Gespür Zettel14.01.2008 01:22
RE: Merkels Gespür Sparrowhawk14.01.2008 02:35
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? R.A.14.01.2008 16:50
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Marian Wirth18.01.2008 08:57
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Zettel18.01.2008 14:36
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Frankfurter18.01.2008 17:06
RE: Randbemerkung: Was steckt hinter dem Konfrontationskurs der SPD? Zettel13.01.2008 21:02
Eindrücke von der SPD-Basis Marian Wirth13.01.2008 22:16
RE: Eindrücke von der SPD-Basis Zettel18.01.2008 14:33
Sprung



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz