Was mir bei der ganzen Diskussion auffällt, ist die unglaubliche Polarisierung. Hier die Prolls, dort die Intellektuellen. Und alle schauen das Ding offenbar aus den allerniedersten Motiven an. Ich glaube, dass wir da einen entscheidenden Faktor vergessen, nämlich das Mittelmaß!
Heute in der Arbeit war das Dschungelcamp auch wieder Thema am Kantinentisch, und ich hatte Zettels Kommentar noch im Hinterkopf, als ich der Diskussion zugehört habe (ich schaue das Dschungelcamp übrigens nicht an, weil die mediale Präsenz von Dirk Bach für mich wesentlich schlimmer ist als 10 Kilo Ungeziefer, aber das nur am Rande). Und die Leute, die da diskutieren, würde ich als gesundes Mittelmaß bezeichnen. Mittlere Bildung, mittlere Einkommensklasse, völliger Mainstream, was das Meinungsgefüge angeht. Weder Elite noch Prekariat, eben die Leute, die das Schiff am Laufen halten.
Das interessante an der Diskussion war, dass die ganz anders an die Sache rangehen. Wir medienkritisch geschulten Leute stellen das Format an sich in Frage. Das tun die aber gar nicht, sondern die stellen die Leute in Frage, die da hingehen, und haben ein ganzes Essen lang Motivforschung betrieben (der macht das wegen des GEldes, die braucht PR usw usf) und eben beteuert, dass sie selber das nienienie machen würden. Und da liegt glaub ich der Kern der Motivation für den allergrößten Teil der Leute, die das Dschungelcamp anzuschauen. Nicht aus Schadenfreude, weil es anderen dreckig geht ("sich an diesen infantil- sadistischen Bildern delektieren"); auch nicht aus Intellektualisierung des Trashs sondern weil es ein offenbar spannendes Erlebnis ist, einen Promi aus seinem Funktionszusammenhang (toll sein und Kohle verdienen) herausgerissen zu sehen. Das ist ungefähr so wie erfundene Meldungen in den Klatschblättern zu lesen ("Camilla: Brustkrebs?). Nicht gerade sympathisch, aber kein Grund, eine Verrohung des Abendlandes oder gar dessen Untergang zu beschwören.
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