Zitat von str1977Es ist nur wieder ein Beispiel, das es Liberale mit der Freiheit anderer nicht immer so genau nehmen.
Ich glaube nicht, daß Cini oder irgendwer von denen, die die Rede verhindert haben, Liberale sind. Ob Cini Kommunist ist, weiß ich nicht. Unterstützt wurde jedenfalls die Aktion von Kommunisten.
Zitat von str1977Wenn man schon auf die historischen Fakten schaut (die jener Physikprofessor natürlich nicht kennt), dann sollte man es ganz tun und nicht nur zum Teil.
Ob er sie kennt, weiß ich nicht. Wie schon in meinem Artikel erwähnt, hat ja gar nicht Cini Ratzingers Bemerkungen zu Galilei ins Feld geführt, sondern das haben irgendwann andere hinzugetan.
Zitat von str1977Galileo wurde eben nicht verboten, "das Kopernikanische System zu vertreten" - es wurde ihm (wenn die Aktennotiz denn echt ist und nicht nur eine goldene Brücke, die man ihm bauen wollte, um den Häresievorwurf zu vermeiden)verboten, das System als Faktum und als einzige Wahrheit zu vertreten, und das mit Hinweis darauf, nicht daß "die Bibel widerlegt werde", sondern das es eben nicht sicheres Faktum sei, dem Augenschein widerspreche und man, träfe Kopernikus zu, den Josuavers eben anders interpretieren müsse.
Wo haben Sie das denn her, lieber str1977? Sprechen Sie von der Aktennotiz vom 26. Februar 1616 oder von dem Dekret vom 5. März 1616, das sich allerdings nicht an Galilei richtet, sondern es allgemein verbietet, die Lehre des Kopernikus zu vertreten? In keinem der beiden Texte steht das, was Sie zitieren. In der Aktennotiz steht das Verbot, die Lehre des Kopernikus zu lehren (docere) und aufrechterhalten (tenere). Was Sie sonst schreiben, kommt weder in dem Dekret noch in dem Protokoll über die Ermahnung vor. Welche Textausgabe benutzen Sie denn? Ich beziehe mich auf diese, die einen sehr gründlichen Anmerkungsapparat enthält.
Und die Aktennotiz vom 16. Februar eine "goldene Brücke" - wer hat denn das behauptet? Sie diente als juristische Grundlage für die Anklage, denn es wurde Galilei vorgeworfen, eine Zusicherung gebrochen zu haben, die er selbst in dem Gespräch mit Bellarmino selbst gemacht hatte ("Diesem Gebote fügte sich ebendieser Galilei und versprach zu gehorchen").
Zitat von str1977Übrigens hat sich Galileo selbst auf das Gebiet der Bibelinterpretation vorgewagt, was eben durch den Protestantismus zu einem sehr heiklen Unterfangen geworden war.
Er hat das meines Wissens zweimal getan. Beide Texte sind sehr lesenswert.
Das erste ist eigentlich keine Bibelinterpretation, aber immerhin ein Text über die Hölle: Eine Vorlesung über die "Gestalt, Lage und Größe von Dantes 'Hölle'"! Als er das vortrug, war er allerdings erst 24 Jahre.
Das zweite ist eine Auseinandersetzung mit dem "Argument", Gott habe für Josua die Sonne still stehen lassen, um das Tageslicht für eine Schlacht zu verlängern, und also drehe diese sich um die Erde. In einem Brief vom 21. Dezember 1613 an Benedetto Castelli weist Galilei sehr scharfsinnig nach, daß auch unter der Voraussetzung des ptolemäischen Weltbilds Gott keineswegs den Tag hätte verlängen können, indem er die Sonne hätte stillstehen lassen - denn Tag und Nacht werden ja auch in diesem Weltbild nicht durch die Bewegung der Sonne bestimmt (deren Bewegung vielmehr den Jahreszyklus bestimmt), sondern durch die Drehung des Himmelsgewölbes, an dem die Sonne während eines Tages fest fixiert ist. Dieses primum mobile also hätte Gott anhalten müssen, um den Tag zu verlängern.
Zitat von str1977Einen Beweis für seine These hatte er übrigens nicht (außer der - falschen - Behauptung, die Gezeiten gingen auf die Erdbewegung zurück). Das Kopernikanische System war damals bei weitem noch nicht über eine interessante aber unbewiesene und mit zig Probleme behaftete Hypothese. Erst Kepler kam z.B. ohne Epizyklen aus.
Dieser Gezeiten-Beleg war irrig, das stimmt. Aber er wäre auch nur ein Beleg, ein Indiz gewesen, kein Beweis. Aber Galilei hat sich - man kann das im "Dialogo" alles nachlesen - nicht auf einen einzelnen "Beweis" gestützt, sondern auf viele Belege. Zum Beispiel die Jupitermonde.
Daß Kopernikus Epizykel angenommen hätte, ist mir neu. Und wie hätte sie denn die Ungenauigkeiten seiner Bahnbestimmungen beseitigen sollen, die ja darauf beruhten, daß er statt Ellipsen Kreise annahm?
Zitat von str1977
In Antwort auf:Galilei erklärte, er hätte das Kopernikanische Weltbild zwar neben dem ptolemäischen gelehrt, dh seine Studenten darüber in Kenntnis gesetzt, es aber nicht als allein richtig "vertreten". In der Tat hat er - das genaue Gegenteil von dem, was Zander suggeriert - niemals dogmatisch die´Richtigkeit dieses Weltbilds behauptet, sondern es nur als das im Lichte der Fakten wahrscheinlichere bezeichnet.
Das, lieber Zettel, ist nun das Gegenteil der Wahrheit. Natürlich hat Galileo den Geozentrismus als die einzig vertretbare Position hingestellt und jede gegenteilige Meinung mit Spott übergossen.
Sie meinen den Heliozentrismus? Aber auch da irren Sie. Und wieder frage ich mich, welche Texte von Galilei Sie denn gelesen haben. Wenn Sie mir ein einzige Zitat aus einer Publikation (in privaten Briefen hat er sich gelegentlich anders geäußert) bringen, das Ihre Behauptung belegt, dann kriegen Sie ... tja, was? ... ein gemeinsames virtuelles Weingelage von mir:
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